Investigativ. Stockholm.

Auch in der „Hauptstadt Skandinaviens“ ist nach dem Ende der Sommerferien am 17. August wieder der alltägliche Wahnsinn eingekehrt: entgleiste Züge, maulende Schüler, hektische Pendler, vergraulte Touristen, volle Straßen, Arbeit, Chaos, Anarchie, ein bißchen „ALS Ice Bucket Challenge“.

Ach, und da war noch etwas: Wahlen zum schwedischen Reichstag und Kommunalwahlen im September.

Nur die Stockholmer Presse scheint im Sommerloch hängen geblieben zu sein. Oder hat einfach mutwillig ihren Aufenthalt dort verlängert. Mal davon abgesehen, daß die Nachrichtenseite für Stockholm bei „Dagens Nyheter“ sowieso recht oft unter Woche sich selbst überlassen ist (es müssen schon einschneidende Geschehnisse über Stockholm hereinbrechen, damit sich die Redaktion zu einer schriftlichen Aktion aufraffen kann), scheint nun aber doch der echte Notstand zu herrschen.

Freilich gibt es genug Nachrichtenpotential, wir sind hier immerhin in einer Weltstadt, in der z.B. der Nahverkehr jeden Tag aufs neuerliche zusammenbricht. Oder die Schulen an akutem Lehrermangel leiden. Eine rechte Partei in Schulen nach Wahlstimmen fischt. Politiker zweifelhafte Entscheidungen treffen. Und immerhin das Volk nach dem Farbwunsch einer sich im Bau befindlichen U-Bahnlinie gefragt wird. Die Vororte rumoren wieder.

Jedoch die große Nachricht also am gestrigen Tage: >>> Es riecht nach Pferd in der Querbahn. Wer Stockholm nicht kennt: die Querbahn ist eine recht flotte Straßenbahn, die vorige Woche eine Erweiterung erfahren hat und teils mit neuen Zügen ausgestattet wurde. Und nun also nach Pferd riecht. Aushalten solle man, so ein Sprecher der Verkehrsbetriebe, es sei die anhaltende Feuchtigkeit, die den nagelneuen Klimaanlagen in den Zügen noch zu schaffen mache, sie wären noch nicht ganz durchgepustet. Deswegen stünde das Pferd nun wortwörtlich in der Bahn. Und die Theorie, man hätte Roßhaar in den Sitzen verarbeitet, könne man getrost vergessen. Festlegen wolle man sich in Bezug auf das Verschwinden auch noch nicht. Das Problem sei in Bearbeitung.

Wunderbar.

Ich werde in Zukunft einfach meine Wand befragen. Wenn etwas in Stockholm passiert. Wenn ich etwas wissen möchte.

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