Der Anfang vom Ende.

Ich habe am heutigen Tage mein Zimmer in diesem Heime, Britsen [was auf Deutsch die Pritsche oder einfach nur Liege meint] genannt, hochoffiziell gekündigt, zum 31. März dieses Jahres. Damit geht eine Ära ihrem Ende entgegen, Falun wird um einen Renke ärmer. Im Moment bin ich mir noch nicht so recht im Klaren darüber, wie Falun oder meine Wenigkeit ohne die gegenseitige Wechselwirkung auskommen soll, allerdings werde ich zu gegebener Zeit sicherlich an dieser Stelle darüber reflektieren. Man muß aber auf der anderen Seite auch den Mut haben, neue Wechselwirkungen einzugehen, ob das nun eine Stadt oder Menschen betrifft – der berühmte Sprung ins kalte Wasser, von mir ja auch liebevoll und immer wieder „das Hüppen“ genannt. So wird es sich also zutragen, daß meine Wenigkeit nach Stockholm „hüppt“, um dort beruflich vorwärts zu kommen. Ein wesentlicher Vorteil des Wohnens in Sthml ist sicher auch der Umstand [hier und da wird man sicher gleich mit den Augen rollen], daß Arlanda gleich um die Ecke liegt … man kommt dann einfach noch schneller zum Flieger, was sicher auch zum Vorteil für den einen oder anderen Leser meines Blogs ist.

Tja, nun ist es also raus. Renke wird wieder eine Großstadtpflanze (nach schwed. Maßstäben) und auch noch Einwohner von Skandinaviens größter Stadt. Um einen halbwegs guten Start zu produzieren, wird man am Montag ein Vorstellungsgespräch wahrnehmen, es wäre also an dieser Stelle sicherlich hilfreich, einfach feste die Daumen zu drücken. Bevor ich aber wieder auf Schwedisch erklären muß, wie ich eigentlich Lehrer wurde und warum ich überhaupt ein solcher werden wollte [diejenigen, dich mich gut kennen, sprechen sicherlich immer noch von einem Riesenunfall], wie ich mir demokratische Erziehung in der Schule vorstelle und warum nun ausgerechnet ein Deutscher Deutschlehrer an einer schwedischen Schule sein sollte, geht es am Donnerstag und Freitag wieder nach Svärdsjö (Stichwort: Busfahren), Vertretungsunterricht. Und dann wäre da auch schon wieder das Wochenende …

So sieht also der Anfang vom Ende aus, bisher eigentlich recht unspektakulär, allerdings ahne ich für die letzte Märzwoche schon schlimmes. Sehr schlimmes.

(pure) Frische.

Herrje, was ich mir vor zwei Stunden gedacht habe, als ich meinte, ich könnte 22 SEK einsparen und zum Busbahnhof in Falun laufen, anstatt den mollig warmen Stadtbus zu nehmen, weiß ich noch nicht so recht, allerdings hatte ich da auch noch nicht das Wetter kontrolliert, zumindest nicht im Internet. Vor dem Fenster sah es ungefährlich aus, die Sonne war da, ein blauer Himmel, hier und da flog sogar ein mutiger Vogel vorbei, es gab keinerlei Anzeichen von gefährlichen Wetterphänomenen. Daß wir allerdings die Werte der meisten heimischen Tiefkühlschränke bei weitem unterschritten hatten (also die in meiner Familie sind auf -20°C eingestellt), erfühlte ich erst, als es schon zu spät war. Widerlich, wenn einem durch Eisnebel eigentlich alles ein- und abfriert, was nicht oder nur ungenügend verpackt ist. Selbst meine Mütze sah nach der Ankunft am Busbahnhof wie ein Eisberg aus … man sollte vielleicht auch nicht mer atmen. Und andere liegen immer noch in ihren warmen Betten, drehen den Hintern vielleicht das erstemal dem Lichte entgegen … Und man erzähle mir bitte nichts von Frühling und warmen Sonnenstrahlen.


Källa: SMHI (mobil.smhi.se)

Dafür bin ich dann auch gleich in STHML, so der Busfahrer (bei >>> Swebus gibt es kostenlos Internet … ein Hoch auf diese Firma) hier nicht irgendwelchen Mist baut, bisher ist die Fahrt durch die weißen Täler ohne größere Zwischenfälle verlaufen, wobei das sicher auch daran liegt, daß ich ganz hinten sitze, so kann ich dem Fahrer leider keine wertvollen Tipps in Sachen Fahren bei Winterwetter geben. [Ich gebe an dieser Stelle zu, daß ich im Bus als zur Passivität gezwungener Autofahrer immer hysterisch werde … daher bietet es sich förmlich an, hinten zu sitzen und nichts zu sehen und nichts zu hören.]

Also Daumen drücken, Ohren einpacken … und ein schönes Wochenende!

(weiterhin) statisch.

Ich kann aus dem hohen Norden im Moment eigentlich nicht viel neues verkünden, es hat sich hier eine gewisse Routine eingestellt, und das nicht nur wettermäßig. Kalt ist es hier weiterhin, in einigen Landesteilen, vor allem oben im Norden an der finnischen bzw. norwegischen Grenze, werden nachts Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad Celsius erreicht, natürlich unter null. Der Ort Naimakka nördlich von Kiruna und direkt an der finnischen Grenze hat vor drei Tagen sogar einen neuen Rekord für das Jahr 2011 mit >>> -42,6 °C aufgestellt.


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Falun bietet im Moment nicht ganz so viel Frische, allerdings pendeln wir jeweils zwischen -10°C am Tage und -20°C in der Nacht. Und dann fallen hier und da immer wieder die Schneeflocken, es wiederholt sich alles wunderbar im Vierundzwanzigstunden-Rhythmus. Da macht auch die Küche in F-Down mal wieder keine Ausnahme, die Ausführung der täglichen Küchendienste gestaltet sich derzeitig mal wieder schwierig, es hapert vor allem an den Details in der Umsetzung, die von Dienst zu Dienst recht unterschiedlich sein kann. Da wird die Thunfischdose hin und wieder doch lebendig, wartet sie doch suppend mehrere Vierundzwanzigstundenzyklen vor sich hin. Daß Papier geduldig ist, erweist sich in unserem Falle als hervorragende Eigenschaft, weiß man doch nie, wann ihm der Weg nach draußen geebnet wird.

Spannend allerdings, so als Unterbrecher von statisch, wirkte sich ein kleiner Unfall in der Küche aus, der unserem Wasserkocher, denn ich übrigens am 8. September 2007  für unsere Küche erstand, die volle Breitseite gegeben hat, und der somit unerwartet über den Jordan ging. Ein nicht näher bekanntes Wesen hat es nämlich geschafft, einen heißen Rost, sozusagen frisch aus dem Ofen, auf des Wasserkochers Kabel abzulegen, was sich für diesen nachteilig auswirkte. Man konnte frank und frei auf das Innenleben gucken und den blanken, nackten Drähten bei ihrer Existenz zuschauen. Summa summarum nenne ich das einfach nur einen erneuten Kollateralschaden, auch wenn ich den Abgang des Wasserkochers natürlich bedauere, es war ein etwas teureres Modell, mich seine naturliche Lebensspanne schon interessiert hätte.

So sieht das also aus in Falun. Es sei vielleicht noch erwähnt, daß ich inzwischen, wie unbequem, Umwege zu gehen habe, will ich den örtlichen LIDL aufsuchen. Ich kann nämlich weder den Bürgersteig benutzen [dieser ist mit dem Schnee belegt, den man von der Straße geholt hat, Höhe: ca. 2 m] noch die Straßenseite wechseln [hier liegt der Schnee ungefähr ebenso 2 m hoch, ein „Übersteigen“ unmöglich], so daß ich nun erstmal die nächste freie Abfahrt benötige, die, eingerahmt von Schneebergen, einem den Weg weist. Wie gesagt, unbequem in Zeiten von wenig Zeit und frischen Temperaturen, aber nicht zu ändern.

Ich werde mich am Samstag einfach mal in den Bus setzen und dem Anto in Stockholm Gesellschaft leisten, Zeit wird es wieder, zwei Wochen sind seit dem letzten Mal ins Land gegangen. So verbleibe ich einfach mit einem freundlichen Gruß und wünsche jetzt und an dieser Stelle schon einmal: Schönes Wochenende!