Das ist ja allerhand!
Mit Vögeln, Google und Bing in der U-Bahn.

Das Leben tobt in der schwedischen Hauptstadt, jeden Tag aufs Neue. Wenn ich einmal nicht damit beschäftigt bin, mit der S-Bahn durch die unendlichen Weiten von Signal- und Weichenstörungen zu gleiten, vergnügt man sich meinerseits immer wieder, dies auch gern, mit seinen Schülern, die weiterhin, oder immer noch, fleißig dem Deutschunterricht frönen. Dies hat den unangenehmen Nebeneffekt, daß ich meinen PC am Abend nicht mehr leiden kann, die Kiste bleibt einfach aus, und ja, der Blog fristet dann zuweilen ein unsägliches Schicksal im weltweiten Netz.

Dennoch, am heutigen Abend gelüstete es mich förmlich, die Kiste zum Laufen zu bringen, las ich doch einen interessanten Artikel in der Zeitung, den ich meinen Schülern nicht vorenthalten wollte. In Stockholm soll es nämlich neuerdings schwarzfahrende Tauben geben, die sich jeden Tag dazu entschlössen, eine Station mit der U-Bahn zu fahren. Die grüne Linie wäre es, von Farsta Strand nach Farsta, so die Zeitung. Die Fahrzeit beträgt ungefähr eine Minute und 20 Sekunden, die Entfernung kann mit ungefähr 1.092 m angegeben werden. Der Artikel fährt fort und weiß, daß die Tauben den Berufsverkehr mieden, sie benutzten also die verkehrsschwachen Zeiten,  und das Vehikel vorschriftgemäß vom Bahnsteig aus bestiegen. Kritisch angemerkt wird, daß sie für die Beförderungsleistung kein Entgelt berappen würden, allerdings, und dies wird nun wieder hervorgehoben, machten sie während der kurzen Reise auch keinen Gebrauch von ihrem Hinterteil, eine saubere Sache, meint zumindest die Verkehrsgesellschaft. Deswegen würde man auch von einer Eintreibung des Beförderungsentgelts absehen. Und um dem Ganzen nun noch einen Hauch Akte X hinzuzufügen, weist man seitens der Verkehrsbetriebe darauf hin, daß dieses Phänomen ein Mysterium sei, die beste Erklärung für die u-bahnfahrenden Tauben sei, daß diese in Farsta einfach mehr zu Fressen bekämen, befänden sich dort doch viele Cafés und Imbißbuden.

Und ist es an sich ja schon unerhört, daß Vögel in einer Stadt inzwischen so faul sind, daß sie anstatt des Direktfluges eher auf eine U-Bahn warten, die in der Nebenzeit auch nur alle 10 Min. fährt, um einen guten Kilometer zurückzulegen. Wenn das so weitergeht, schieben wir sie vielleicht in Zukunft auch noch mit dem Kinderwagen auf den Bahnsteig? Schlimmer wiegt allerdings der Umstand, daß ich eigentlich vor hatte, diesen Artikel zu übersetzen, also von Schwedisch nach Deutsch, um ihn dann morgen mit meinen Schülern wieder in die andere Richtung zu übersetzen, also eine kleine, aber doch leichte Textübung. Und entgegen meiner eigenen Prinzipien – was habe ich nicht versucht, um meinen Schülern einzubleuen, sie mögen doch bitte nicht Google und Co. zu umfangreichen Übersetzungen benutzen, es käme alles dabei heraus, jedoch weit von sinnvoll entfernt – habe ich den Artikel durch Googles und Bings Übersetzung gefeuert.

Da wird aus der Betreibergesellschaft, MRT genannt, die für den Betrieb und Unterhalt der U-Bahn in Stockholm zuständig ist, auf einmal eine Firma, die für den Betrieb und Aufrechterhaltung der Erde sorgt (Google). Der gute alte Berufsverkehr wird mit einer eiligen Stunde übersetzt (Bing), und plötzlich gehen die Tauben sogar zu Fuß, obschon sie doch eigentlich fahren (Bing). Daß dann aus dem mit einem Federkleid ausgestatteten Schwarzfahrer urplötzlich ein „Feder verkleideten Dieb Athleten“ wird (Google), ist da eigentlich nur noch Nebensache. Und letzten Endes ist ja auch völlig unerheblich, ob die Tauben nun in der Nebenverkehrszeit mit der U-Bahn fahren oder, aus Bings Perspektive, doch die Flüge nähmen, die nicht ganz so voll wären.  Wenn sie dann also von Farsta Strand nach Farsta mit der U-Bahn fahren, oder wie es Google beschreibt: „Die Tauben heimlich in Autos an Farsta Strand und Stechen an der nächsten Station, die Farsta ist.“

Es sticht mich nun auch, nämlich im Kopfe, denn die Arbeit, die ich mir ersparen wollte, eine Übersetzung meinerseits, steht nun doch auf dem Plan. Und eigentlich könnte ich damit auch schon fertig sein, spielte ich nicht andauernd mit der Technik, die ich doch eigentlich verteufele. Schuster, bleib bei deinem Leisten! – ich also beim Übersetzen, und Google und Bing vielleicht beim Suchen?

>>> Originalartikel auf DN.se
>>> Übersetzung Google
>>> Übersetzung Bing

Museale Bildung.

2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet - Ordnung? (Ausstellung: Marie Skłodowska/Madame Curie)
2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet – Ordnung?
(Ausstellung: Marie Skłodowska/Madame Curie)

2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet - Energie (Enterprise-Gefühl).
2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet – Energie (Enterprise-Gefühl).

2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet - Sehnerv, asynchron?
2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet – Sehnerv, asynchron? (bei Filmbetrachtung)

2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet - Vermutung: Physik.
2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet – Vermutung: Physik.

2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet - (ungesunde Farbe): Uranglas. (Ausstellung: Marie Skłodowska/Madame Curie)
2011/10/30 Stockholm Nobelmuseet – (ungesunde Farbe): Uranglas.
(Ausstellung: Marie Skłodowska/Madame Curie)

+++ außermuseal +++
2011/10/30 Stockholm Sergels torg/T-centralen - unschuldig besitzergreifend?
2011/10/30 Stockholm Sergels torg/T-centralen – unschuldig besitzergreifend?

Typischer [Touristen-]Tag in Stockholm.

2011/10/29 Stockholm Waldemarsudde - Asymetrisch.
2011/10/29 Stockholm Waldemarsudde – Asymetrisch.

2011/10/29 Stockholm Waldemarsudde - Pause.
2011/10/29 Stockholm Waldemarsudde – Pause. [>>> Falunkopie?]

2011/10/29 Stockholm Waldemarsudde - Verwirrend, Baumrest.
2011/10/29 Stockholm Waldemarsudde – Verwirrend, Baumrest.

2011/10/29 Stockholm Djurgården - Djurgårdsbron, gen Östermalm/Skeppsholmen.
2011/10/29 Stockholm Djurgården – Djurgårdsbron, gen Östermalm/Skeppsholmen. Feierabend (17.35 Uhr).

TELEGRAMM:
* Es sind Ferien.
* Es ist kalt.
* Ich habe Besuch aus Jena.
+++ ENDE +++

Merkel [und] Nordsee [und] Wasser mit dem Bus.

Man ahnt es vielleicht schon, der Sommer ist hin, geradezu weg, zumindest hier in Stockholm. Das Thermometer setzt in den Nächten schon zu regelrechten Sturzflügen an, wir bewegen uns sehr knapp an der Grenze zu Minusgraden. Und meiner einer ist nun zurück im Arbeitsleben, ich habe endlich wieder die Ehre, schwedischen Schülern Deutsch überhelfen zu dürfen, auch wenn bis Mitte September noch der eine oder andere Tag für das touristische Führen von Touristen angedacht ist, die sich bei Problemstellungen des Alltags übrigens genauso wie meine Schüler verhalten.

So hatte ich eine Gruppe am Dienstag, die von mir auf einem kleinen Bötchen Stockholm gezeigt bekommen sollte, die von mir heiß geliebte „Canal Tour“. Brav stand ich im Stadthafen von Stockholm und nahm meine Gäste entgegen, die frohen Mutes von ihrem Kreuzfahrtschiff kamen, um nach einem kleinen Fußweg auf das Touristenbötchen umzusteigen. Wie immer hat man einige Nachzügler, auf die man gesondert wartet, das ergibt sich einfach, schließlich wollen jedesmal hunderte von Reisenden Stockholm entdecken, es herrscht dann immer Chaos. Und so kamen dann auch irgendwann die letzten zwei Passagiere, völlig aufgelöst und arg gestreßt, im wehenden Winde, und fragten gezielt bei mir nach, ob ich denn für die Bootstour zuständig wäre, was ich positiv beschied, und ob denn der Bus auf sie warten würde. Als ich dieses dann mit einem Nein beantwortete, brach die Welt für einige Millisekunden zusammen, das schöne Geld wäre futsch, der ganze schöne Tag ruiniert, und überhaupt, was für eine „saumäßige“ Organisation dies doch wäre, wartete man nicht einmal 5 Minuten auf verspätete Passagiere. Nach diesem Gewitter fragte man meinerseits leicht irritiert, wie so ein Bus denn die Kanaltour durchführen sollte, schließlich wären das ja keine Amphibienfahrzeuge, und es wäre doch eigentlich auch das Wort „Boot“ gefallen, also Wasserfahrzeug, wieso solle ein Bus auf uns warten? Ein wunderbares und exemplarisches Beispiel dafür, daß man einfach die richtigen Fragen stellen muß, um die richtigen Antworten zu bekommen.

Dieses Lebensweisheit habe ich just am gestrigen Tage selbst vorgesetzt bekommen, denn hatten einige meine Schüler eine Freistunde, da ich auf eine andere Schule mußte, Konferenzen. Deswegen gab es dann auch eine sogenannte „Heimaufgabe“, welche sozusagen ein Ersatz für die ausgefallene Stunde war. Ich fragte dabei frank und frei, was unter anderem die Nordsee und Merkel wären, und dachte mir eigentlich nichts böses dabei, und empfahl zudem den Schülern, das Internet als Recherchemöglichkeit zu benutzen. Ergebnis meiner unbedarften Fragen war dann, daß „Merkel“ eine deutsche Webseite wäre, was genau dann stimmt, wenn man im schwedischen Google nach Merkel >>> sucht, und außerdem ein deutscher Nachname sein sollte. In diesem Falle: eins zu null für die Schüler, als falsch kann ich das nun wahrlich nicht ankreuzen. Vielleicht hätte man ja meinerseits die Frage so präzisieren können, daß die Schüler dann einfach auf die Kanzlerin kommen könnten. Ähnlich verhielt es sich mit der Nordsee. Mehrere Schüler eröffneten mir schriftlich, daß dies eine der größten Restaurantketten in Europa wäre, die ihre Kunden mit allerlei Fischmahlzeiten versorge. Womit sie wiederum völlig richtig lagen, wenn man nach Nordsee auf der schwedischen Google-Seite >>> sucht. Sie kamen einfach nicht darauf, daß die gute alte „Nordsjön“ die Nordsee sein könnte. Beim Begriff Ostsee wurde mir dann übrigens nicht das Meer angeboten, sondern die älteste Galopprennbahn in Europa, die >>> Ostseerennbahn zwischen Heiligendamm und Bad Doberan.

Wunderbar. Das Experiment „Landeskunde“ auf eigene Faust kann also als voller Erfolg bezeichnet werden, auch wenn die Antworten hier und da ziemlich von meinen Erwartungen abweichen. Das allerdings passiert eben genau dann, wenn man seine Fragen an die Schüler nicht bedenkt und abwägt. Ich gebe allerdings zu, daß ich ob dieser Antworten schmunzeln mußte, sie können es aber auch nicht besser wissen.

Vergangen ist mir das Schmunzeln allerdings heute, denn die angedrohte Fahrpreiserhöhung um fast 12 Euro für die Monatskarte wurde in die Tat umgesetzt. Zwar habe ich meine Karte gestern verlängern müssen, und dies noch zum alten Preis, warum ich aber für den ganzen Schrott hier, es sind Berliner Verhältnisse, in Zukunft 85 € abdrücken soll, ist mir noch nicht so ganz klar. Aber es hilft ja nichts, das Fliegen wurde mir nicht in die Wiege gelegt.

So warten wir hier nun langsam auf den Winter, der Herbst wird ja hier in Schweden genauso wie der Frühling nur sehr minimalistisch angeboten, und freuen uns einfach auf die ersten Schneefälle, die wohl bald um die Ecke kommen werden. [Ich gebe zu, ich bin wahrscheinlich der Einzige, der sich schon wieder auf das weiße Zeugs freut.]

Schlitten ahoi!