[Stockholmer] Telegramm 8

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Ich habe alle Schüler am Montag letzter Woche heil nach Sthlm zurückgeflogen. Herrje, es verlief doch alles mehr als glatt. Keine nächtlichen Kollateralschäden, keiner verirrte sich, keiner schmiß das Frühstück. Brav wäre wohl das richtige Wort zur Beschreibung des Verhaltens. Allerdings müssen wir noch an der Rezeption arbeiten. Das deutsche Essen, vor allem Flammkuchen, sind nicht so gut angekommen, zudem wunderte man sich über die S-Bahn. Straßenbahn fahren war ein ganz großes Highlight. Leicht bedröppelt war man, als sich die Türen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht automatisch öffneten wie in Sthlm, wir hätten mehr als einmal bald den Absprung von der S-Bahn verpaßt. Daß ich ihnen doch tatsächlich das >>> Alexa gezeigt habe, werde ich mir nie verzeihen.

2012/04/23 Berlin Alexanderplatz. Fernsehturm.

2012/04/23 Berlin Alexanderplatz. Fernsehturm. Auf >>> instagr.am.

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Die Walpurgisnacht wurde mal wieder heftigst hier in Schweden gefeiert, einer der Tage, an denen das Hirn kollektiv in Bierfässer und Vodkaflaschen geschmissen wird. Dementsprechend überrant waren auch die staatlichen Alkoholverkaufsläden am gestrigen Tage … Sie kaufen um ihr Leben.

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Der Frühling streckt seine Arme nach Schweden und Sthlm aus. Im Moment erfreuen wir uns bei 15°C und blauem Himmel. Damit kommen wir sicherlich nicht auf die knapp 30°C im Binnenland von Deutschland, liegen dennoch weit über den Temperaturen auf den norddeutschen Inseln. Solange nicht wieder Schnee seinen Einzug feiert, soll es mir recht sein.

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Wer es übrigens immer noch nicht mitgekommen hat: Den Tag der Arbeit feiert man in Schweden durch … offene Geschäfte. Genau! Wer heute sein Geld aus dem Fenster werfen möchte, so man es nicht schon gestern im staatlichen Alkoholverkaufsgeschäft getan hat, kann hier in Schweden nach Herzenslust einkaufen gehen. So etwas wie Beschränkungen der Öffnungszeiten gibt es hier nicht. Man mag vielleicht nur an leeren S-Bahnen und längeren Taktzeiten erkennen, daß auch hier eigentlich ein arbeitsfreier Tag begangen wird.

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Meiner einer wird sich nun wieder ins >>> Stockholmer Rathaus begeben, in Vorbereitung auf die Arbeit mit Touristen im Sommer. Zwei von fünf geforderten Führungen habe ich schon besucht, drei kommen nun gleich und direkt, am Donnerstag noch ein kurzer Kurs, und dann darf ich endlich hochoffiziell im Stockholmer Rathaus Touristen herumführen. Wenn das nicht ist!

2012/04/29 Stockholm. Aussicht Stadshuset.

2012/04/29 Stockholm. Aussicht Stadshuset. Auf >>> Instagr.am.

Beim ersten Mal direkt dabei – 1. Föhr-Marathon

Ich hatte ja schon hier und da angedeutet, daß ich wohl demnächst zu einem sportlichen Ereignis reisen würde, wenn auch nicht an diesem unmittelbar teilnähme, zumindest nicht in der Funktion eines Sporttreibenden. Und so kam es, daß ich mich am letzten Freitag in den abendlichen Flieger gen Hamburg schwang, welches ich mitten in der Nacht erreichte. Nach exakt vier Stunden Schlaf machte ich mich dann weiter in Richtung Föhr auf, welches ich recht früh erreichte, um zehn Uhr dreißig setzte die Fähre zum Anlegen an, und siehe, es gelang, auch wenn der Wind nichts gutes im Schilde führte, nicht am Samstag und nicht am Sonntag, was umso schwerer wog, da fast 300 Menschen zum >>> ersten Föhr-Marathon antraten und gegen den Wind liefen. Wobei das Wort „liefen“ den Sachverhalt nicht zur vollen Entfaltung bringt, denn was man im Ziel so alles an verbalen Seitenschlägen zu verkraften hatte, sprengt jede gute Kinderstube. Darüber möchte ich aber erst an geeigneter Stelle sprechen.

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Der Anfang vom Ende … III.

Nun hat es sich also endlich ergeben, daß meine Wenigkeit zwar noch nicht umgezogen ist, jedoch heute den ersten Arbeitstag in Stockholm hatte, und siehe da, eigentlich recht gut überlebt hat. Sicher, das abendliche Chaos in der Stockholmer U-Bahn ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, man kann streckenweise mit den Zuständen in der Metro von Tokio mithalten, und daß man nun beim Überqueren einer jeden Straße wieder größstädtische Obacht walten lassen muß, das wird sich auch noch geben. Aber immerhin sind die Schüler hin und weg, schlägt der Renke im Klassenzimmer auf, man kriegt sie nämlich immer mit dem deutschen Dialekt im Schwedischen, den ich einfach nicht wegbekomme. Und da ich im Moment recht flexibel innerhalb Stockholms eingesetzt werde, kann ich diesen Vorteil auch immer wieder aufs Neue ausspielen, gnadenlos sozusagen. Jedoch kann ich auch nicht verheimlichen, daß ich am heutigen Abend tot bin, es sind eben doch viele neue Eindrücke. Nicht zu vergessen sei, daß ich ja Schwedisch in Falun gelernt habe und nun hier und da Probleme mit der Stockholmer Sicht auf die sprachlichen Angelegenheiten erfahre. Allerdings lernt der Mensch ja nie aus, ich will mich dessen nicht entziehen, und frage einfach, mit schönstem deutschen Dialekt, was denn nun eigentlich gemeint sei.

Das Wetter ist übrigens weit von dem in Deutschland entfernt. Das Wochenende in STHML zeigte sich zwar von der schönsten Seite, man konnte gar ausgedehnte Spaziergänge auf Södermalm, in der Innenstadt und in Gamla Stan unternehmen, der Tag heute allerdings läßt einen schon wieder argwöhnisch werden. Und darf man dem Wetterdienst glauben, so soll es am Wochenende endlich mal wieder schneien, was natürlich sein muß, wenn ich mit einem Mietwagen nach Falu gurke. Wenn das nicht wieder renksches Glück ist …

Tja, also so langsam wird es ernst. Ein Bein schon in STHML, ein anderes hängt immer noch in Falun. Bis zum Wochenende, und dann wird man sehen, ich werde einfach berichten.

2011/03/20 Stockholm (Tegnérlunden) - Dunkel. Aber mit Eis.
2011/03/20 Stockholm (Tegnérlunden) – Dunkel. Aber mit Eis.