Nebenbei Sthml.

Bevor ich nun wieder mutig und voller Elan den Zug in Richtung Dalarna besteige, nachdem ich den Wochenanfang bis um elf Uhr im Bett verbracht habe, läßt sich feststellen, daß, auch wenn sich schon frühlingshaftes Wetter von hinten durch die kalte Küche anschlich, sich der Winter wacker hält. Dieses wird, wie allgemein bekannt, ja von mir hoch eingeschätzt, zumal er in dieser Saison leicht instabil war. Tonnen von Schnee im November und Dezember, tote Hose dann im Januar. Mit den üblichen Nebeneffekten – der Schnee gibt all die kleinen Sünden der vergangenen Monate frei, und helle Kleidung sollte man beim täglichen Kampfe durch die reißenden Schmelzabwässer nicht am edlen Körper tragen. In Dalarna setzte dann am Freitag auch wieder die himmlische Schneekanone ein, hier in Sthml. allerdings kam sie nicht mehr recht zum Einsatz, leicht tropische Temperaturen über null verhinderten dies. Dennoch, kalt sind die Nächte, kalt die Tage bei stürmischen Winden. Aber bekanntlich schreckt mich Wetter nicht ab, und auch den Anto nicht, so daß man hier und da den einen oder anderen Spaziergang in Angriff nahm, auch wenn kalte Ohren für Unbehagen sorgten, das passiert ohne Mütze an den Wässerchen der Hauptstadt. Wie auch immer, der eine reist nun am Nachmittag gen Norden, der andere gen Süden, völlig entgegengesetzte Reisewege: Falun ↔ Mailand. Bis zum nächsten mal in der Hauptstadt, sicherlich in Bälde.

Frohes Schaffen in der neuen Woche!

2011/02/06 Stockholm - Waldemarsudde. Abend mit Eis.
2011/02/06 Stockholm – Waldemarsudde. Abend mit Eis.

2011/02/06 Stockholm - Waldemarsudde. Und Schiffchen.
2011/02/06 Stockholm – Waldemarsudde. Und Schiffchen.

2011/02/06 Stockholm - Waldemarsudde. [fast] Symbiose.
2011/02/06 Stockholm – Waldemarsudde. [fast] Symbiose.

China – Tag V.

Ein Knaller schlechthin, leicht ärgerlich dazu, aber sicherlich nicht zu ändern, und zum Gammeln einladend. So könnte man kurz und knapp den heutigen Tag beschreiben, der morgens um acht für meine Wenigkeit und schon um sieben für meine Schwester begann. Geplant war nämlich, zum zweiten Male nun, der Besuch der Chinesischen Mauer, was eine Busfahrt nötig gemacht hätte. Deshalb schwang man sich auch um neun in die U-Bahn, um nach einer relativ kurzen Fahrt am Bahnhof Jishuitan auszusteigen und sich durch das Getümmel am zentralen Busbahnhof zu wagen. Selten, lieber Leser, habe ich solche Menschenansammlungen an einem Busbahnhof erlebt, es war apokalyptisch. Ich reagiere auf Menschenmassen ja immer besonders freudig und zu Weilen schon frenetisch …

Und als man sich dann zur entsprechenden Haltestelle vorgekämpft hätte, hieß es lapidar: heute nicht. Dem windigen Wetter wurde die Schuld in die Schuhe geschoben, unter solch widrigen Umständen könne man doch nicht nach Badaling fahren. Die Klappe fiel in diesem Moment bei mir einfach runter, meine Schwester erkannte dies deutlich an den bei mir außer Kontrolle geratenen Gesichtszügen.

Also zurück zur U-Bahn, der Wind inzwischen bei acht, mit Sand hier und da bei minus 6, rein ins Gefährt, zwischendurch schnell noch ein bißchen Frühstück eingekauft, und dann saß man gegen halb zwölf auch schon wieder zu Hause. Ich habe dann beschlossen, dies ohne Protest meiner Schwester, den Tag einfach zum Gammeln zu nutzen, sind wir doch die letzten Tage immer unterwegs gewesen.

Es ist schon erstaunlich, wie diese Stadt meine touristischen Pläne torpediert. Erst fährt der Zug nicht, dann der Bus nicht, was kommt dann beim dritten Versuch? Die Amis haben die Mauer geklaut? Ein Scherz, man kann es nicht ändern, aber ich werde schon noch irgendwie hinkommen, und wenn ich Fahrrad fahren muß. Das wäre dann immer noch billiger als die vom am Busbahnhof stationierten Personal vorgeschlagene Alternative einer Taxifahrt für insgesamt 120 Euro.

So geht es dann ausgeruht am morgigen Tage in die Tempel dieser Stadt, ruhig und gemächlich. Was der Abend hier bringen wird, man weiß es nicht, Silvester wird ja zumindest in China und anderen Teilen Asiens ganz anders gefeiert, das Neujahrsfest wird dieses mal erst am 3. Feb. 2011 begangen. Es wird aber zu vermuten sein, daß die Europäer in Peking, und diese sind nicht unbedingt wenige, ein bißchen feiern werden. Meine Schwester und ich lassen uns da einfach überraschen!

Und da ja wir heute nur gegammelt haben, kann ich wieder einmal nicht eine visuelle Untermalung präsentieren, jedoch kann ich die Sicht der Dinge aus dem Fenster der Wohnung meiner Schwester präsentieren … ich bin immer noch überrascht, wie modern Peking inzwischen sein kann, ich hatte bis zu meiner Ankunft hier völlig verschrobene Vorstellungen zu Peking.

2010/12/30 Peking - Blick auf den Stadtbezirk Chaoyang.
2010/12/30 Peking – Blick auf den Stadtbezirk Chaoyang.

China – Tag IV.

Es war heute nicht unbedingt unser Glückstag, wenn ich das mal so sagen darf. Etappenziele für heute waren unter anderem das käufliche Erwerben eines Zugfahrscheines zur Chinesischen Mauer und die Ausschau nach ein bißchen Tinnef und Souvenirs. Ahnen allerdings konnte man am gestrigen Tage bei Setzung dieser Ziele noch nicht, das ein Sandsturm durch die Stadt fegen würde, was vor allen die Bewegung zu Fuß beinahe unmöglich machte. Ich hatte zwar heute früh zu meiner Schwester gemeint, das Badezimmer, welches unter dem Dache liegt, würde bald von dannen fliegen, aber als Antwort schallte es zurück, daß dies nur täuschen würde. Diese Ansicht vertrat sie dann aber nicht mehr, nachdem wir die ersten Milliliter Sand im Munde hatten und synchron Melodien knirschen konnten.

An der Zugstation wurden wir dann erst einmal von den Menschenmassen überrascht, die genau die selbe Idee wie wir hatten, nämlich ein Zugticket zu kaufen. Man sah sich mit endlosen Schlangen an der Beijing-Railway-Station konfrontiert, entdecke dann aber praktischerweise einen Schalter für ausländische Reisende, foreign travelers, so daß meine Schwester recht zügig vorwärts kam, um dann zu erfahren, daß der Zug nicht fährt. Auch wenn er im Fahrplan stünde, er fährt nicht. Wunderbar! Wir werden also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Vorzüge eines Überlandbusses kennenlernen, ich freu mich drauf!

Hiernach entschloß man sich, diverse Einkaufszentren aufzusuchen, ich wollte doch mal sehen, ob es hier nicht etwas für den Renke zu erstehen gebe. Was soll ich sagen!?! Ich habe meinen ersten Unfall gesehen, zwischen zwei Einkaufscentern, für mich eher eine Überraschung. Beim dem Chaos hier müßte es eigentlich sekündlich knallen. Ein weiterer Knaller, sozusagen, war die Entdeckung von Deutschländer-Würstchen in einem Supermarkt. Der Preis zieht einem dann aber doch in Windeseile die Schuhe aus: Bruttogewicht 600 g für umgerechnet acht Euro. Ich vermute an dieser Stelle, daß diese First-Class mit einem A380 hierher geflogen wurden.  Und auch sonst konnten meine Augen, die inzwischen sandgestrahlt sind, nicht duftes entdecken, was es zu kaufen galt. Die schwedische Kette H&M ist hier genauso vertreten wie Jack & Jones und Vero Moda. Und siehe da, im Prinzip genau dasselbe wie in Europa, nur die Preise können durchaus teurer sein, wie ich bei einigen Textilien bei den Schweden feststellen konnte.

Eine Premiere der besonderen Art allerdings gab es heute: Ich habe chinesisches Essen ausprobiert, auch wenn ich vorsichtig war: Reis (ohne Schnickschnack) mit gebratenem Hühnchen. Und siehe da, der Magen hat sich einbekommen und arbeitet inzwischen mit mir zusammen, auch wenn es mir immer wieder kalt den Rücken runterläuft, wenn ich den überall vorhandenen Essengeruch, einen ganz bestimmten, erschnuppere und dann mein hierfür zuständiges Zentrum im Hirn Kirmes feiert. Aber ich denke, noch ein, zwei Tage mehr, und ich nehme ihn nicht mehr wahr.

Nun würde ich den heutigen Eintrag ja gern mit visuellen Untermalungen beenden, aber diesen Sandstrahl wollte ich meiner Kamera dann doch nicht zumuten, wie wir wissen, reagiert sie äußerst ungehalten, wenn sie mit den Aufnahmebedingungen nicht zufrieden ist. Es muß also heute ohne gehen! Daher schicke einfach ein paar Liebe Grüße in die Welt … und finito!