Tag 3

Nun, ich kann nach guten 48 h ohne Nikotin über folgende Symptome berichten, welche sich langsam, dennoch deutlich für mich wahrnehmbar, einstellen:

  • gesteigerte Aggressivität
  • gesteigerter, wenn nicht sogar völlig überdrehter Drang nach Bewegung
  • Neukalibrierung der Geruchs- und Geschmackssinne
  • vereinzelt auftretendes Muskelzucken, vor allem, wenn man in Ruhe ist
  • allgemeines Unwohlsein
  • Hunger, Hunger, Hunger!
  • und psychischer Wunsch nach einer Zigarette

So sieht es aus. Was ich momentan durch Falun renne, geht überhaupt nicht mehr. Andreja und Renata wundern sich, warum ich nächtens immer wieder zu kleineren oder größeren Spaziergängen aufbreche, ich selber wundere mich, wie weit diese inzwischen werden. Dazu kommt ein ausgesprochen großes Hungergefühl. Egal, ob ich nun eben ein großes Mahl hatte oder nicht. Dies allerdings wird ja allgemein angenommen, da sich der Körper neu einrichtet, zumindest was den Stoffwechsel angeht. Deswegen esse ich nun fettfreie Cola-Fruchtgummis, die zwar nicht den Magen füllen, aber zumindest für Ablenkung sorgen, im Magen als auch für mich. Nur das mit der Aggressivität ertstaunt mich ein wenig. So bin ich heute nachmittag an die Decke gegangen, als das Internet mal wieder weg war – ich war gerade in einem Gespräch via Skype mit Kalle. Auch wenn nur für ein paar Minuten, mögen es 10 gewesen sein, war bei mir der Ofen aus. Vor meinem geistigen Auge habe ich das Hauptquartier meines Internetproviders angezündet und abfackeln lassen. Außerdem bin ich entrüstet im Wohnheim umhergelaufen und habe mich mit meinen „fellow students“ aufgeregt und ihnen versprochen, unserem Provider Dampf unter dem Hintern zu machen – was ja eigentlich blödsinnig ist, denn 10 Minuten Ausfall stehen ihm statistisch durchaus mal zu. Um dem aber die Krone aufzusetzen singt hier ein Mädel den ganzen Tag zu „Unbreak my heart“. Leider weder stimmgewaltig noch melodiesicher, so daß dann aus Zimmer 154 ein Urschrei ertönte, der höflich aber bestimmt darum bat, entweder gefälligst richtig zu singen, oder aber das Ganze sein zu lassen. Nachdem ich dann damit fertig war, bin ich aus lauter Frust einkaufen gegangen, jedoch nicht ohne darüber zu reflektieren, warum ich eigentlich so austicke. Herrje, aber was soll man machen. An den Tomaten heute habe ich dann gemerkt, daß wohl doch so langsam eine Veränderung beim Geschmackssinn eintritt. Sie schmeckten besser als sonst, ebenso die Gurke, und ich habe meinen Salat genauso gemacht wie immer: Tomaten und Gurke würfeln, Salz und Pfeffer, Petersilie rauf und dann einfach kurz durchmantschen. Wo das Muskelzucken nun aber herkommt, das kann ich noch nicht so genau einschätzen. Ich habe zwar oft gelesen, daß frische Nichtraucher leicht zittrig sind, aber Muskelzucken wurde nicht erwähnt.

Summa summarum also: es wird wohl doch nicht ganz so leicht, heil aus diesem Experiment rauszukommen, im Sinne dessen, daß alles ein Spaziergang wird. Da denkt man schon mal darüber nach, ob man nicht einfach eine Kippe raucht. Wahrscheinlich wäre es sogar egal, ob sie nach Feudel schmeckte, Hauptsache Nikotin! Aber toi, toi, toi. Bisher alles im Lot. Nun, ich bin gespannt, was Tag 4 bringt. Bis dahin!

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