Tür zu und warten – der Zug ist trotzdem weg!

Wie ich doch soeben mit einem leichten Schmunzeln lesen durfte, versucht die ehemalige schwedische Staatsbahn SJ ab Februar durch recht brachiale Methoden, ihre chronische Unpünktlichkeit zu minimieren, was dem Fahrgast sicher nicht gefallen wird.

Zwar will ich mal die Kirche im Dorfe lassen und feststellen, daß schon die Struktur des schwedischen Eisenbahnnetzes für ausreichende Verspätungen sorgt. Denn sind viele Strecken, vor allem in den Norden, eingleisig und nur mit wenigen Treffmöglichkeiten für die sich stauenden Züge ausgestattet, so daß die Verspätung eines Zuges eine Kettenreaktion auslöst, die in Falun ihren Anfang nehmen kann und ihr Ende im 250 km entfernten Stockholm findet. Dennoch finde ich es eher lustig als produktiv, daß SJ nun hochoffiziell auf ihrer Webseite mitteilt, man werde ab Februar die Türen der Züge 30 Sekunden vor geplanter und avisierter Abfahrt schließen. Das meint also, soll der Zug die Station um 4.00 Uhr laut Fahrplan verlassen, knallt man den Fahrgästen die Tür um 3.59 Uhr und 30 Sekunden vor der Nase zu. Da dieser Vorgang nicht länger als 10 Sekunden dauert, wartet man also die restlichen 20 Sekunden, wer nicht pünktlich ist, der hat dann Pech und wartet ebenfalls, allerdings nur darauf, daß er sieht, wie sich sein Zug nach einer ewig langen Zeitspanne ohne ihn in Bewegung setzt.

Nun überlege ich gerade, wie das in Deutschland von der Bahn gehandhabt wird, kann mich aber nicht erinnern, daß man soweit vor der Abfahrtszeit schon alles dicht macht und keinen mehr reinläßt. Vielmehr meine ich, es ginge ein Schrei durch das Volk, wendete die Bahn so rigide Erziehungsmethoden an.

Da wirkt es schon etwas schal und lächerlich, meint SJ, man tue alles seinerseits, damit die Pünktlich gewahrt bleibe, wenn doch auf der anderen Seite der Fahrgast entweder gefälligst superpünktlich da steht oder aber eben den nächsten Zug nimmt.

Was man dann allerdings mit den verschwendeten restlichen 20 Sekunden anfangen soll, wird nicht weiter vertieft – wie das als kundenfreundlich verkauft werden soll, bleibt mir verwehrt. Jedoch, ich werde berichten, das verspreche ich! Und das kann ich auch, denn schon Ende Februar heißt es: Einmal Falun -Stockholm bitte, dreißig Sekunden früher, mit Sinnlos-Warte-Zuschlag und einem Kopfschütteln.

Da kann man doch nur noch sagen, meinen und wünschen:

Trevlig resa!

Eine schwedische Version der Mitteilung kann >>> hier ( Dörrarna stänger 30 sekunder före avgång) abgerufen werden. Erstaunlicherweise verzichtet SJ in ihrer englischen Version der Webseite auf diesen Hinweis!

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