Was ist fatal???

Eigentlich schon eine fast philosophische Frage, meine Damen und Herren, da wir aber hier auf meinem Blog sind, in der Welt von Renke sozusagen, ist die Beantwortung ganz einfach – hat man folgende Kombination gewisser Umstände und Tatsachen innerhalb eines Tages zu verkraften: Christa Wolfs „Medea“ und „Kassandra“ auf der einen Seite, eine Englischprüfung auf der anderen Seite, einen unverhofften Schneesturm dazu und als letzten Rest einen ausgefallenen Blog, und Bauarbeiten als Rest vom letzten Rest.

Das war mein Freitag. Ein toller Freitag. Der beste eigentlich dieses Jahres. Nimmt man das Herzinfarktrisiko als Meßlatte. Und dabei war alles so schön struktuiert, zumindest von mir, am Donnerstagabend. Ich plante, Nachteule wie ich bin, um drei zu Bett zu gehen, was auch gelang, in der weisen Absicht, um neun wieder aufzustehen, am Freitag, um meine Notizen zu Englisch noch mal durchzugehen. Um sieben allerdings setze, zuerst von mir gar nicht erfaßt, ein Dröhnen und Hämmern ein, das ich im Halbschlaf als unbequemes Detail eines Traumes wähnte. Schade, geirrt. Nein, Kopparstaden, der Vermieter, der meinige, hatte sich entschlossen, das Bad in einem der vielen Räume über mir grundlegend zu sanieren. Wer einmal eine Grundinstandsetzung live, also direkt, miterlebt hat, der weiß, was dann passiert. Schweres Baugerät trifft schlafenden Menschen – der dann nicht mehr schlief. Angesichts des Schlafmangels von zwei Stunden war dann bei mir etwas geistige Ebbe angesagt, und völlig verstört saß ich dann vor meinen Aufzeichnungen. Kein Kaffee half, knallte und schepperte es pausenlos, man wähnte sich auf dem Weltraumbahnhof Baikonour. So war man dann irgendwann dankbar, als die Uhr zu verstehen gab, es wäre Zeit zur Uni aufzubrechen, man flüchtete hastig hinfort.

Nichtsdestotrotz fühlte man sich irritiert, als wäre man nicht ganz beisamen. Ändern sollte sich dies auch in der Uni nicht, denn, der nächste Schock, die Prüfung war einfach nur, wie soll man es formulieren, unangemessen. Grammatik fand man so vor wie erwartet, aber die Übersetzung – fernab von allem, von Gut und Böse, sachlich und dekonstruktiv, bitter oder süß – sie war Mist. Thema: Wie verhindert man ein Krankwerden wenn man reist. Dankeschön. Brauche ich jeden Tag wenn ich als Lehrer in der Klasse stehe und Englisch unterrichte! Jeden Tag werde ich Reiseapotheke übersetzen müssen, wie man ein Krankenhaus findet, welches Reiseimpfschutz anbietet, wo man im elektronischen Netz Informationen zu seinem Reiseland bekommt, wie man seine Hausratversicherung auf Reiseschutz untersucht, wie ich mich am Besten im Flugzeug verhalte, sprich keinen Alkohol und viel Bewegung, und so weiter und so fort. Dankeschön. Um meinen Emotionen hierüber mal freien Lauf zu lassen: Da kriegt man doch die Tür nicht zu!!! Bei der ersten Prüfung ging es um die Wiener Kaffeehaustradition, bei der zweiten um eine, ich entschuldige mich für den drastischen Ausdruck schon mal an dieser Stelle, bescheuerte Fahrt mit der Straßenbahnlinie 28 in Lissabon, und nun also um Reisevorbereitungen. Nehmen wir an, ich schaffte diese Prüfung nicht, dann soll ich wohl in der nächsten Prüfung von Schwedisch auf Englisch übersetzen, wie man einen Kuhstall ausmistet??? Oh Pisa, oh Pisa, wie kommt denn Schweden bei deinen Studien nur immer wieder soweit nach oben???

Auch gut, also wollte man dann gegen 16 Uhr einfach nur noch nach Hause – und dann ein Schneesturm. Der war vom Wetterdienst mal wieder nicht angesagt. Eigentlich sollte die Sonne scheinen, zumindest nachmittags. Sagte er. Drei Kilometer später, und nach 10 cm mehr Schnee, war ich dann endlich zu Hause. Und wollte dann eigentlich den Tag mehr oder weniger sanft beenden.

Wenn das mit der Nachbearbeitung von „Medea“ überhaupt möglich sei. Ich vertraue Christa Wolf nicht, ich vertraue Medea nicht, und muß dennoch da durch. Und so zwischendurch, fatalerweise, bevor ich mit „Kassandra“ loslegen wollte, so als Häppchen, Abwechslung, Zerstreuung, zum geistigen Entfernen von „Medea“, damit ich „Kassandra“ objektiv gegenübertreten könne, wollte ich, wie konnte ich nur, man faßt es nicht, meinen Blog mal überprüfen. Ja, ich wollte es. An dieser Stelle weiß ich immer noch nicht, wem ich für das Folgende nun die Verantwortlichkeit zuschieben soll: Medea oder Kassandra? Der Blog war tot.

Nicht einfach nur nicht da – weil vielleicht ein Codeschnipsel über Bord gegangen ist, weil Herr Braun vielleicht einen falschen Knopf gedrückt hat, weil hier u.U. die Internetleitung mal wieder abgebrannt war! Nein, so richtig tot. Weg. An einem Freitag.

Das alles, all dieses, das nenne ich fatal. Denn nun war ich restlos entgeistert, gar schon apathisch, umwirrt, dem Wahn nahe.

Und dann kam die Nacht, und Herr Braun saß und bangte und hoffte und wütete und verzweifelte. Machen wir es kurz – bis Samstag um 8 Uhr wußte er nicht, ob alles nun verloren war. Aber, irgendwann zuckte der Blog wieder, er erschien mit einem Pling, nein, es war eher ein Dong, oder vielleicht auch mehr ein Boing, dieses Windows-Geräusch jedenfalls wenn etwas passiert. Und nach fünf Stunden Schlaf machte ich mich dann an die Wartung, die nun notwendig war. Bis um 20 Uhr. Das war, wie fatal, mein Samstag. Daß die Struktuierung nicht nur des Freitages erledigt war, muß ich hoffentlich nicht extra erwähnen.

Man kommt zu nichts, schon ist wieder Sonntag – und der Tag sieht grausam aus. Nochmal „Medea“, wieder „Kassandra“, das hört nicht auf. Kitchen Meeting, der Hygiene wegen, Sprachtandem, der Sprache wegen, mit der Familie klönen, der Familie wegen. Und dann???

Dann ist Montag. Und bevor der ankommt, meine Damen und Herren, hier nun der Schluß. Es reicht für heute, und gestern, und Freitag. Erfreuen wir uns doch alle gemeinsam am Winter – zumindest hier voll da und wirksam. Und hoffen wir (ich schließe mich aus) auf einen geruhsamen Sonntag, ganz friedlich (ich schließe mich erneut aus – KASSANDRA) und voller Entspannung (mir fällt nichts mehr ein). Einen lieben Gruß (das meine ich ernst) an die Außenwelt! Aus Falun (noch, meine Damen und Herren, noch). Vom Renke (das bleibt erstmal so).

2 Gedanken zu „Was ist fatal???“

  1. Erfreuen am Winter – und an den Schneebildern aus Berlin. Werden Dich ein bißchen aufbauen.
    Und zur Entspannung kommst Du einfach zwischendurch in den Bus; Du weißt ja, ein Sofa kann seeeehr bequem sein. Kaffee, Frühstück, Süßes, alles kriegst Du geboten.

    Bis später

    Ogorook

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