Natürliche Verwirrungen!

Es ist ein komisch‘ Ding, das mit den Temperaturen, der Natur, dem Wetter. Denn, obschon wir in der letzten Nacht erstmals weit unter der Null-Grad-Grenze waren, ganze vier Zähler im Minus, scheint außer dem Menschen hier keiner so richtig den nahenden Winter ernst zu nehmen. Im Gegenteil, Getier und Pflanzen muten sich zu, zwischen spätem Sommer und Herbstanfang hin und her zu pendeln, der Kälte augenscheinlich zum Trotz.

So schrauben sich diese blühenden Blumen seit Tagen gen Himmel, unbeeindruckt von Nachtfrösten und Sonnenmangel. Es mag vielleicht daran liegen, daß sie auf dem Friedhofe wachsen, genauer gesagt in einem Komposthaufen, der Nahrungsquelle ohne Ende sein muß.

Und dieser hier zum Beispiel, am Baume sich labend, war vorgestern noch gar nicht da! Das kann ich an Eides statt versichern, passiere ich seinen hölzernen Untergrund doch werktäglich, sogar samstags, auf dem Weg zur Uni. Anstatt gefroren und abgefallen zu sein, hängt er frei und fröhlich an diesem Baume rum, und beherbergt auch noch widerliches Fluggetier …

… eine Mücke nämlich. Warum die nun in freier Natur und bei ungemütlichen vier Grad minus die Nacht überlebt hat, sei ein Rätsel. Und wer nun meint, das Ding wäre hinüber, den muß ich enttäuschen, davon flog sie, ganz vornehm schwebend und genau so, wie es sich für eine Faluner Mücke gehört.

Gar die Äpfel schießen den Vogel ab, sind sie doch noch gar nicht reif. Nicht einer fiel von diesem Ast, wacker und mutig stellen sie sich den kalten Nächten. Reifen werden sie wohl aber nicht mehr, die Sonne fehlt einfach, seit Tagen eben schon, und der Besitzer macht auch keine Anstalten, sie vom Baume zu holen. Man fragt sich nun, sind sie zu spät, der Fast-Winter zu früh? Eine Antwort lag indes nicht auf dem Wege.

Und wer nun dachte, in Falun hätte man wenigstens einen goldenen Herbst, den muß ich leider enttäuschen. Ein paar Farbkleckse, ja, die kann man feilbieten …

… sogar ein bißchen Kontrastprogramm hätten wir im Angebot …

… wofür ich allerdings auch am Samstage im Unterholz herumkriechen mußte, denn die Bäume verweigern ein frohes Farbenspiel zur Gänze. Die einheimische Menschheit nahm es derweil mit Verwunderung hin, daß ein Nichtschwede, so sie dann nach einem kurzen Gespräch erfuhren und völlig von den Socken waren, daß ich trotz meines Dialektes weder Däne noch Franzose bin (gegensätzlicher kann eine Ratestunde nicht ausfallen, ein dritter Lokalisierungsversuch ging dann Richtung Polen), mit seiner Kamera in der niederen Flora weilt, um Fotos anzufertigen, gewöhnlich täten das die vorbeiziehenden Austauschstudenten nicht. Höflich, ganz höflich, jedoch auch bestimmt, wies ich dann darauf hin, daß ich kein Austauschstudent sei, sondern ein sog. free mover, der nicht die Absicht besäße und besitzt, Schweden wieder zu verlassen, was dann auch mit einem gewissen Verständnis und Lob bedacht wurde, denn, so wurde mir versichert, trotz meines Dialektes sei mein Schwedisch meilenweit von den Versuchen der Austauschstudenten entfernt.

Wie nun allerdings die rosa Mütze in ihrer Einsamkeit auf der Säule einer Toreinfahrt zu bewerten sei, konnte nicht geklärt werden. Ich deutete an, daß doch, nimmt man die Natur als Vorbild, der Winter wohl noch auf sich warten ließe, auch wenn man meinerseits mit dickem Pulli und einer Jacke auf den Wegen wandelte. Und siehe da: eine Antwort blieb man mir schuldig. Einen Herbst könnte es noch geben, muß es aber nicht, es wäre ja genauso eine Zitterpartie mit dem Frühling, der entweder mindestens vier Wochen dauert, oder aber, wie in diesem Jahr, gnadenlos >>> flachfällt.

Und nun sitze ich hier, noch immer unwissend, wie das Ganze nun eigentlich einzuordnen sei: Herbst, Winter, Sommer? Gar nichts? Oder alles? Tja, da hilft nur eines, lieber Leser, das Reflektieren. Von links nach rechts, von oben nach unten, auf dem Kalender, und zurück. Was ich vielleicht machen werde, aber sicherlich nicht heute. Morgen dann, aber auch nur, wenn die anderen Reflexionen, die wahren, die über die Sprachdidaktik also, fix und fertig sind – ich erwarte in diesem Zusammenhang einen ähnlichen, vor allem geistig niederliegenden Status. Dennoch, ein schönes Wochenende in die Welt, für wahr, nicht aus einem Südseeparadies, aber mit dem Hinweis: auch in Deutschland wird es Winter werden.

4 Gedanken zu „Natürliche Verwirrungen!“

  1. Na das sind doch gänzlich glänzende Aussichten, daß man das mit dem Skypeln hinbekommt :mrgreen: Schauen wir mal, mich zu kriegen ist ja momentan auch mehr oder weniger Glückssache, nicht wahr.

    Na, Du sollst mich doch aber bestimmt nicht von Frau Deutsch grüßen? Ich wäre ja bis an mein Lebensende überrascht 😯 Da bin ich doch auf die näheren Infos gespannt.

    Erhellende Grüße kann ich Dir leider nicht schicken, es dunkelt so vor sich hin, also hier in Falun. Aber nen lieben Gruß allemal! Wa!

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  2. Telefonat klingt gut…ist momentan nur etwas schwierig. Unter der Woche bin ich spätestens 21 Uhr im Bett (da 4 Uhr aufstehen). Bleibt nur das Wochenende…da bin ich wahrscheinlich verabredet. Aber wir probieren es einfach, ja ?

    Güßen soll ich Dich von Frau Trimolt z.B. Ansonsten waren Frau Bachmann, Herr Bohmhammel, Frau Bihr, Frau Dr. Schultheiß, Frau Deutsch, Herr Dr. Vogler, Frau Weidemann, Frau Albani…da. Näheres am Telefon.

    Erhellende Grüße nach Falun, Katja

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  3. Es geht wieder, man arbeitet an seinem Wohlbefinden.

    Naja, was soll man da zu den Britsen sagen: Ignoraten? Opfer der Technik (ergo, vor lauter Internet liest man keine Pilzbücher mehr)? Dumm gelaufen?

    Schöne Grüße, öh, von wem denn??? Und fast alle Lehrer da? Hmm … das schreit nach einem Skype-Telefonat!!! Nicht wahr!

    Ansonsten kann ich vermelden: dunkel, Herbst, Winter ist auf dem Weg.

    In diesem Sinne, lieber Gruß aus einem dunklen Falun 🙄

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  4. Na, also ich finde ja, Du soltest zum poetischen Wetterdienst wechseln (großartige Ausführungen 😉 ). Wenigstens habt Ihr Pilze…mein Opa klagt seit Wochen, dass er im Wald nicht einen Pilz sieht…stattdessen sind die Reetungsstellen auf der britischen Insel überfüllt…da die Leute vor Ort mit der plötzlichen Pilzflut völlig überfordert sind und offensichtlich Knollenblätterpilze nicht von Champignons unterscheiden können…nun ja…

    Klassentreffen im Tierpark war übrigens ganz nett, aus unserem Jahrgang waren wir 10 Leute und fast alle Lehrer waren da. Schöne Grüße soll ich bestellen 😉 …

    Geht’s Dir sonst gut ?

    Liebe Grüße aus der herbstlich-kühl werdenden Hauptstadt,
    Katja

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