Es bringt mich um, das Wetter!

Jo, nun ist Klagen und Leiden, gar öffentlich, nicht wirklich meine Angelegenheit, dennoch muß ich mal feststellen – im Moment geht es mich arg an, vor allem das Wetter. Wie man sich vielleicht erinnern kann, hatte ich zwischen meiner Rückkehr nach dem Jahreswechsel nach Falun und dem Abflug nach Hamburg (um auf Föhr zu weilen) heftig mit einer Sinusitis zu kämpfen, die man knapp aber pünktlich unter Kontrolle kriegte, um letzten Endes dann doch fliegen zu können. Was soll ich sagen: es ist zurück.

Und ich vermute stark, daß ES zurück ist, weil das Wetter die letzten Tage vor allem morgens und abends ungewöhnlich kalt war und zudem der halbe Flur hier in F-undre verrotzt ist. Was dann eben zur Folge hatte, daß ich seit Montag schon wieder mit einer tickenden Zeitbombe im Köpflein umherwandele. Die Betonung liegt auf umherwandeln, denn von einer Existenz kann da keine Rede sein, wenn man sich in die Uni hochquält und im Macbeth-Seminar sitzt, obschon da oben im Stübchen Kirmes gefeiert wird, es knallt, knack und kracht. Die Kombination von Nasenspray zur notdürftigen Freilegung der Nebenhöhlen und Ibuprofen 800er zur Regulierung des Druckschmerzes haben es in sich, man stößt in der Interpretation von Macbeth in ganz andere Sphären vor. Dennoch, um dem Leiden nun ein Ende zu setzen, mein Assignment zum Seminar war ein durchschlagender Erfolg, die beste Note eingeheimst, und feststellend, daß es eigentlich auch ein bißchen Spaß gemacht, also Macbeth. Die Betonung liegt auf ein bißchen, wir wollen es ja nicht übertreiben.

Das Studium ist also wieder im vollen Gange, diese Woche stehen als Lekture noch 1984 von Orwell an (in English Sociolinguistics – Thema: thoughts and language) sowie The Scarlet Letter von Hawthorne (im Kurs The History of British and American Literature ) – zu Deutsch: Der scharlachrote Buchstabe. 1984 sollte dabei keinerlei Probleme darstellen, es ist eines meiner bevorzugten Bücher und steht auch hier in meinen Hängenschränken, The Scarlet letter allerdings jagt mir schon wieder Angst ein. Alleine der Titel reicht mir schon, und wenn ich da an die Epoche denke (Amerika findet sich eben selbst), mir wird einfach nur übel. Tja, und das ist nun alles unter einer Matschbirne zu bewerkstelligen.

Ansonsten ist über die letzten Tage eigentlich nur noch zu berichten, daß am Sa irgendein volltrunkenes Wesen, wobei ja fast alle volltrunken waren, außer einer meiner, der saß brav in seinem Zimmerchen und hockte über Macbeth, den Feueralarm hier im Studentenwohnheim auslöste, nachts um eins. Bedauerlich an der ganzen Sache war, daß ich selbst über eine Stunde brauchte, bis mein Herz einen normalen Rhythmus wiederfand, die Alarmglocke ging nämlich genau in dem Moment los, als ich mit einem Tee aus der Küche kommend mein Zimmer aufschließen wollte. Positioniert ist diese Alarmglocke genau über meiner Tür. Mehr muß man wohl dann nicht sagen. Die Feuerwehr brauchte im Übrigen mehr als 10 Minuten, wir wären hier alle verbrannt. Wenn es denn nicht ein Fehlalarm gewesen wäre. Die eine Hälfte, weil sie so besoffen war und nicht mal mehr im Ansatz begriff, was eigentlich ein Feueralarm ist und wie man sich verhält (also das Gebäude zu verlassen, erschien einigen als abtrus und völlig abwegig), die andere Hälfte, weil die Feuerwehr sie nicht rechtzeitig aus Zimmern und dem Partykeller bekommen hätten (damit sind die gemeint, die so hacke dicht waren, daß nicht mal mehr Motorik vom Hirn zu erhoffen war). Und nun warten wir alle gespannt darauf, was die nächste Rechnung vom Vermieter sagen wird, ganz billig soll der unnötige Einsatz der brandmän ja nicht gewesen sein.

So sieht das im Moment hier aus. Und der Winter hält sich auch wie eine eins, ich kann mich also eigentlich nicht wirklich beschweren, wenn diese kalte Polarluft nicht Gift für die Nase wäre. Aber das wird man hier auch noch in Griff kriegen, dann wird der Schal eben um den Kopf gebunden, auf Schönheit kommt es bei Temperaturen unter minus zehn ja auch nicht mehr an. Und außerdem muß ich heute und morgen nicht wirklich raus – vielleicht mal einen Sprung zum Lidl – so daß ich also wirklich, wie schon die letzten zwei Tage, ruhig und ohne Streß dafür sorgen kann, wieder auf Deck zu kommen. In diesem Sinne verbleibe ich nun einfach mal mit den besten Wünschen und meine, bis später!

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