(erster) Abschied!

Mit Staunen nehme ich zur Kenntnis, daß ich schon lange, eigentlich viel zu lange, nichts mehr von mir sehen lassen habe, aber die Zeit war besetzt, gefüllt, erobert – von >>> „Jane Eyre“, einem literarischen Monster der sog. viktorianischen Romanliteratur des 19. Jahrhunderts. Ein umfassendes Assignment über Stil, Form und die Stufen ihrer Entwicklung wollten angefertigt werden, eine Präsentation im Seminar war unabdingbar. Das hatte mir, um es einfach zu formulieren, das gesamte letzte Wochenende zerbombt, den sich anschließenden Montag ebenso. Die Mühe indes hat sich gelohnt, sowohl das Assignment als auch die Präsentation sind gut bewertet worden, so daß ich nun zumindest aussagen kann, daß „Jane Eyre“ mir nicht mein Genick gebrochen hat und daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach einen weiteren Roman lesen werde, nämlich Jean Rhys‘ >>> „Wide Sargossa Sea“, der auf „Jane Eyre“ aufbaut und sozusagen ein Prequel darstellt, ergo die Geschichte einer Person in „Jane Eyre“ erzählt, die vor dem eigentlichen Roman von Charlotte Brontë stattgefunden hat. Nun frage ich mich nach einer solch komplizierten Erklärung, ob es eigentlich ein deutsches Wort für Prequel gibt? 

Zurück zum Titel – (erster) Abschied. Ja, es ist soweit, es ist soweit. Bei einem ausgiebigen Spaziergang zum Bahnhof, es schien die Sonne, der Himmel war widerlich blau, fiel mir auf, daß anscheinend und nun wirklich, ob meiner studentischen Faulheit am heutigen Tage (ich habe nämlich frei), der Frühling, was also Temperaturen über null Grad, blühende Blümchen, summende Insekten und grüne Wiesen meint, ernsthaft und zu Ungunsten meiner, liebe ich doch Winter und Schnee, Falun mit Gewalt eingenommen hat. Es plätscherte an allen Ecken, Pfützen machen sich breit, die ersten Vögel schwingen sich wagemutig durch die lauen Lüfte (bei ungefähr 4°C), die Enten setzen zum Feste an, die Seen sind nämlich wieder frei. Menschen nehmen ihre Mützen ab, sitzen im ersten Sonnenbade auf den Bänken, die Stimmung erhellt sich, man wird fast blind – wir sind Helligkeit im Moment, gar phasenweise, einfach noch nicht wieder gewöhnt. Bedauerlich. Sicher, verhehlen will ich nicht, daß Sonne auch mir bekommt, man wirkt einfach aufgeräumter, also im Köpflein, die Laune sich hebt. Und gewiß, es sei der Natur, den Menschen und Falun zugestanden, nach drei Monaten in Frost und Schnee ein bißchen den Frühling schnuppern zu dürfen, aber doch bitte nicht mit einer solchen Hast, die Transition, sie ist zu schnell.

Denn, vergessen wollen wir zwei Dinge nicht: die Schwedischen Skispiele und >>> das hier. Wobei ich mir um die Schwedischen Skispiele am Wochenende hier wohl keine Sorgen machen muß, die Vorbereitung der Langlaufstrecken konnte nicht besser sein als in diesem Jahr, so zumindest der Veranstalter, es sei alles fertig und startklar. Das bin ich selber auch, denn habe ich schon gestern meine gewonnene Eintrittskarte bei Kopparstaden abgeholt, dem Vermieter, und des Glückes nicht genug, erhielt ich auch noch gleich ein zweites biljett – was mich nun befähigt, an beiden Tagen, also Sa und So, umsonst den Wettkämpfen beiwohnen zu können. Man gab mir zweites unter der Auflage, ich solle doch Schweden die Daumen drücken und nicht Österreich. Freilich konnte ich unter dieser Länderkombination meine Inbrunst für Schweden ausdrücken, kam jedoch nicht umhin zu meinen, es sollte an Deutschland gedacht werden, was Erstaunen auslöste, klänge meine schwedische Aussprache doch wirklich nach Österreich. Wir einigten uns am Ende darauf, daß ich den Samstag dem Königreich Schweden widmen würde, der Sonntag wird zur Unterstützung der deutschen Heimat genutzt. Angst allerdings machte sich breit, im Kopfe, soweit wäre man nun schon – österreichische Aussprache. Herrje, mir wurde schon einiges vorgestellt, aus Frankreich käme ich, den Dänen zugehörig, den Norwegern entflohen. Aber Österreich ist neu.

Wie auch immer, lieber Leser, ansonsten geht es gut in Falun, man kann nicht klagen. Ganz im Gegenteil, mich erreichte gestern ein bebildertes Schriftstück, in loser Form, vom (fast) anderen Ende der Welt, lang‘ war es unterwegs, aber es ist da (der Renke dankt)! Dazu läuft die Uni trotz meines Unbehagens und partieller Meckerei rund – was will ich just in diesem Moment mehr?

So schließe ich nun diesen Eintrag mit ein paar Bildern des (ersten) Abschiedes, wissend, es wird wohl nicht der erste sein, denn wir erwarten schon wieder Temperaturen weit unter null, sogar ein bißchen Schneefall wird schon wieder versprochen.


Läuft davon.


Letzte Pracht.


Im Kampf.


Schnee bewegt.


Belichtet.

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