Beschäftigungstherapie: Donnerbalken.

Früge man mich, was meiner einer zwischen den Unterrichtsstunden in der Schule so zu tun hätte, würde ich sicherlich antworten, dass Stunden vor- und nachzubereiten wären, die sich selbst korrigierende Klausur noch nicht erfunden wurde und deshalb der rote Stift angelegt werden müsse, die eine oder andere E-Mail einer Kollegin/eines Kollegen oder von Eltern einer Antwort bedürfe, und vielleicht würde ich sogar einen Kaffee trinken. Ach, und eventuell böte sich noch der Einsatz als >>> Grisu an.

Daumen hoch, nach der Brandserie in den ersten zwei Wochen nach dem Jahreswechsel hat sich Gott sei Dank die Situation beruhigt. Was sicherlich auch daran liegt, dass die Kolleginnen und Kollegen an meiner Schule Wache schieben, direkt vor dem Donnerbalken. Freilich bin ich auch in den Wachdienst eingebunden: Patrouille Renke ist stets vor Ort! Der Dienst besteht hauptsächlich darin, Toilettentüren aufzuschließen, zu warten und wieder abzuschließen. Dabei beschränkt sich das Wachgebiet nicht nur auf die Toiletten vor dem eigenen Klassenzimmer. Ganz im Gegenteil, auf Grund der Schüleranzahl und der schieren Menge an Toiletten (siebzehn an der Zahl) sind durchaus völlig unvorhergesehene Einsätze obligat! Zuweilen, befindlich auf dem Weg vom Lehrerzimmer zum Kopierer, versteckt man sich waghalsig hinter Pfeilern und Spinden, springt im Zickzack durch die Flure, nur um nicht Wachdienst vor dem Lokus schieben zu müssen. Kann sich dieser rein gar nicht verhindern lassen, da sich natürlich auch mal der eine oder andere Notfall einstellt, bleibt die Hoffnung auf den fliegenden Wachwechsel! So sich denn die ahnungslose Kollegin oder der ahnungslose Kollege finden lässt. Meist zu erkennen daran, dass langsam und ohne offensichtliches Ziel im Korridor spaziert wird. Dann kann man Glück haben und übergibt den Wachdienst. Wenn nicht doch noch im letzten Moment, einen Sekundenbruchteil vorher, eine Neueinschätzung der Situation vorgenommen wird und die Kollegin oder der Kollege panisch zur Flucht ansetzt, zuweilen dann gern auch in die Wand oder einen im Weg stehenden Spind.

Man versteht sicherlich an dieser Stelle, dass es schwer wird, seinen eigentlichen Aufgaben nachzukommen, daher ist man dankbar, wenn sich die Frage nach dem Tun zwischen den Unterrichtsstunden erst gar nicht stellt.

Aber die Rettung ist in Sicht: Kameras in allen Fluren! Und technische Finessen auf dem Donnerbalken! Soweit ich das am Donnerstag bei einer großen Teamsitzung alles richtig verstanden habe, werden wir elektronische Schlösser erhalten, die wiederum an eine Datenbank angeschlossen sind. In Kombination mit personalisierten Schlüsseln, die auf geheimnisvolle Art und Weise liebevoll mit dem Schloss im Türrahmen kommunizieren werden [es konnte nicht ganz geklärt werden, wie genau dies von Statten gehen wird], soll in Zukunft, freilich nur im Falle eines erneuten Brandes, festgestellt werden können, wer von den Schülern oder Schülerinnen seinem Drang nach Feuer auf dem stillen Örtchen nicht Einhalt gebieten konnte.

Aber noch viel spannender ist eigentlich der Fakt, dass am Donnerstag vier Schüler mit unmittelbarer Wirkung der Schule verwiesen wurden und sozusagen per Zwang, und ohne Einverständnis der Erziehungsberechtigten, fortan auf andere Schulen gehen. Spannend nicht nur, da nun vielleicht ein bisschen mehr Ruhe in die Schülerschaft und in einige Klassen kommt, sondern weil das Lehrerkollegium schon die Hoffnung aufgegeben hatte, dass überhaupt irgendetwas passieren würde. Es zeigte sich aber im Nachhinein, dass die Polizei intensive Ermittlungen betrieb, im Zuge dieser wurde auch ich befragt, und die Schule, die Schulleiterin und die Schulverwaltung bis zum Abschluss dieser in Starre verharren mussten.

Deutlicher allerdings kann ein Signal nicht sein!

So hoffe nun ich, zusammen mit all meinen Kolleginnen und Kollegen, dass die Ekillaschule jetzt in ruhigere Fahrwasser einläuft und die Installation der Kameras und der neuen Türschlösser dafür Sorge tragen, dass man wieder seiner eigentlichen Tätigkeit nachkommen kann: roter Stift, Vorbereiten, Nachbereiten und die Schülerinnen und Schüler im Zentrum.

Hoffentlich!

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