Faule Natur am Speisesaal.

2011/04/16 Stockholm * Schloßpark Drottningholm - Confidencen/Kina slott.
2011/04/16 Stockholm * Schloßpark Drottningholm – Confidencen/Kina slott.
(Speisesaal am Chinesischen Schlößchen, mit noch lethargischer Natur. Am Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie auf Drottningholm.)

Randbemerkung:
Nach einer weiteren Trainingseinheit mit einigen Touristenführerkollegen im Schloß Drottningholm stellt sich eine leichte Antihaltung zu Schlössern ein.

Feind zieht mit?

2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) - Angriff?
2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) – Angriff?

Eigentlich ist diesem Bild nichts mehr hinzuzufügen. Rein gar nichts. Irgendwie hatte ich die leise Hoffnung, >>> das Möwenproblem, welches sich ja sechs Jahre lang in Falun zutrug (ich erinnere mich an diverse Scheinangriffe dieser Vogelart, zuweilen mehr Angriff als Schein), sei mit meinem Umzug nach Stockholm gelöst. Auch wenn man annehmen sollte, in der Nähe der Ostsee sei mit ihnen einfach zu rechnen, so hatte ich aus mir nicht weiter nachvollziehbaren Gründen die fixe Idee, zumindest in der Innenstadt hätte man Ruhe vor ihnen. Nun denn, ich gebe mich geschlagen. Sollen sie doch. Wenn es mitten in der Stadt sein muß, bitte schön. Ich als Vogel würde wohl eine Vogel kriegen und diesen auch abschießen, müßte ich zwischen Zug, U-Bahn und Autos mein Leben verbringen, allerdings kann ich es diesen verfressen Dingern nicht verdenken, daß die Nähe zum Menschen auch Vorteile bringt. Denn genauso wie der Berliner scheint auch der Stockholmer nach einem kleinem Imbiß die Reste einfach in die Luft zu werfen, und siehe, man muß sich diese ja nur schnappen. Und ja, auch in Stockholm (genauso wie in Falun) gibt es Menschen, die meinen, die armen Möwen würden nicht genug zu fressen bekommen, man haut ihnen eben alles vor den Schnabel. Wie kann man da bitte noch davon ausgehen, eine Möwe würde sich mit ihrem Nachwuchs in Sthml nicht wohlfühlen?

2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) - Anstarren. Mit Nachwuchs.
2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) – Anstarren. Mit Nachwuchs.

Und sonst? Tja, sonst der alltägliche Wahnsinn. Wir hätten da den Zusammenbruch des S-Bahn-Verkehres nach einem kleinen Sturm, zwei Tage lang ging hier fast nichts mehr. Dann wird einem die Frühlingsluft im wahrsten Sinne des Wortes verbröselt, denn trotz dessen, daß es keinen Schnee mehr gibt (und wir wahrscheinlich bis November vor ihm sicher sind), fahren hier noch viele Autos mit Winterreifen herum, die mit Spikes ausgestattet sind, ein großes Halleluja auf Stockhoms Straßen, die sich dadurch in ihre Einzelteile auflösen, und auf die wunderbare Luftqualität …

Nun gut, auf der anderen Seite habe ich nach einer anstrengenden Woche einen Platz auserkoren, den ich wohl in Zukunft intensiv nutzen werde, um verwundert in die Welt gucken zu können, nämlich den Monteliusvägen auf Södermalm, der eine wunderbare Aussicht auf Gamla Stan, Stockholms Zentrum und Kungsholmen erlaubt.

2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) - Stockholm Innenstadt.
2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) – Blick auf Stockholm.
Links: Kungsholmen mit Stadshuset.
Mitte/rechts: Stockholm Zentrum und Riddarholmen.

Und wenn einem die Arbeit zu bunt wird und in den Kopfe steigt, schaut man einfach sehenden Auges dem Untergang zu, und zwar so richtig. Das hilft!

2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) - Blick Richtung Västerbron.
2011/04/14 Stockholm Södermalm (Monteliusvägen) – Blick Richtung Västerbron.

So hat man also im Moment keine anderen Sorgen in Sthml und genießt, wenn man sich nicht mit Möwen und dem Job beschäftigt, den aufziehenden Frühling. Und fürs Erste reicht es dann auch.

Abgekupfert?

Die neue Heimat gilt es zu erforschen, denn Stockholm besteht ja nun nicht nur aus Kirchen, Altstadt und Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt gehesen haben muß. Allerdings hat mich bei meinem Rundgang eine Ecke leicht irritiert, Architektur und die schiere Existenz des Gebäudes kamen einem bekannt vor, obschon ich mich nicht in Berlin Marzahn oder Jena Lobeda aufhielt:

2011/04/06 Stockholm Södermalm - Eine Platte wie sie im Buche steht.
2011/04/06 Stockholm Södermalm – Eine Platte, wie sie im Buche steht.

Es stellt sich nun also die Frage, wer hier von wem was abgekupfert hat, genauso sah doch die gute alte Platte in der DDR aus, wenn sie taufrisch war, nachdem also die Baubrigaden abgezogen sind. Tja, ich kann nun nicht beurteilen, wer sich vom wem inspirieren lassen hat, aber siehe da, die Platte wurde nicht nur im Ostblock auf die Wiese gestellt.

Nun denn, eine Ecke hier auf Södermalm, das Gros der Häuser auf der größten Insel Stockholms (ja, ich bin offiziell ein Inselbewohner, zwischen Ostsee und Märlaren) sind aus dem 18. bzw 19. Jahrhundert, man hat es mit den Plattenbauten nicht ganz so übertrieben.

2011/04/06 Stockholm Södermalm - Bergauf in der Bastugatan.
2011/04/06 Stockholm Södermalm – Bergauf in der Bastugatan.

2011/04/06 Stockholm Södermalm - Bergab in der Bastugatan.
2011/04/06 Stockholm Södermalm – Bergab in der Bastugatan.

Wer sich nun fragt, wo genau eigentlich Södermalm liegt, dem kann ich sagen: eine Station vom Hauptbahnhof mit dem Pendeln oder drei mit der Tunnelbana.


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Und recht luftig lebt es sich hier, teilweise ist Söder 54 m hoch, man kann an ausgewählten Ecken und Enden dieser Insel einen fantastischen Ausblick auf den Rest von Stockholm genießen. Und als Bonus, ganz umsonst, kann ich auch noch einer anderen Leidenschaft frönen …

2011/04/06 Stockholm Södermalm - Schüsselchen im Anflug auf Bromma.
2011/04/06 Stockholm Södermalm – Schüsselchen im Anflug auf Bromma.

Im Moment lebe ich nämlich in der direkten Einflugsschneise vom Flughafen Stockholm Bromma. Ich gebe aber zu, der morgendliche Berufsverkehr in der Luft kann einem zuweilen leicht auf die Ohren gehen, vor allem dann, wenn man eigentlich mal etwas länger als bis sechs schlafen darf. Aber da der Wind ja auch mal ab und zu dreht, landen sie eben nicht ausschließlich, sondern steigen dann auf in die hohen Lüfte und sind dabei etwas weniger störend. So, ich steige nun auch, aber nicht in hohe Lüfte, sondern eher in die Küche, von Luft allein überlebt der menschliche Körper ja nicht!

 

(vertieft in) Stockholm.

Mich dünkt, lieber Leser, ich hatte schon erwähnt, daß ich einen Kurs zum Touristenführer in Stockholm durchlaufen habe, den man auch ordentlich und erfolgreich abschließen konnte. Dabei wurden einem in elf Tagen so viel Informationen über diese Stadt ins Ohr gesäuselt, daß die berühmte graue Masse da oben Kopf, das Gehirn, hier und da Details einfach wieder rausbefördert hat, die Langzeitspeicherung also völlig unterblieb bzw. kläglich versagte. Daher nutze ich den heutigen Tag, man nahm sich ausnahmsweise einmal frei, um mit Kurskameraden in Ruhe und ohne Zeitdruck noch einmal die Route in der Altstadt, Gamla Stan, genauer zu betrachten, um dann den deutschen Touristen auch wirklich die Wahrheit und nichts als die Wahrheit berichten zu dürfen. Dabei sind mir zwei Plätze ins Auge gestochen, die Probleme bereiten könnten, denn beide sind sozusagen klein, sehr klein. Es könnte also ernst werden an diesen Stellen, es kommt darauf an, wie insistierend die Urlauber sind. Sollten sie so insistierend sein, wie das Stockholmer Eis, wird es lange dauern, sehr lange, bis so eine Führung zu Ende sein kann.

2011/04/05 Stockholm, Slussen - Blick auf Gamla Stan. Mit Eis.
2011/04/05 Stockholm, Slussen – Blick auf Gamla Stan. Der Mälaren mit Eis.

Das Eis nämlich hält sich wacker, auch wenn wir inzwischen Plusgrade am Tage zu verzeichnen haben, es ist  recht gefährlich, die Eisflächen zu betreten. Für mich wird es gefährlich, wenn die deutschen Touristen, meiner Obhut unterstellt, mit ihren Kreuzfahrtschiffen am Stadthafen parken und den streng durchgerechneten Zeitplan ihrer Tour in Schwedens Hauptstadt durcheinander bringen. Schließlich habe ich Sorge dafür zu tragen, daß alle rechtzeitig am Schiff zurück sind, sonst brennt wahrscheinlich die Hütte. Daher wäre es sehr unpraktisch, würden alle in einer Gruppe die (angeblich) kleinste Skulptur von Stockholm berühren wollen, soll der Eisenjunge – Järnpojken – doch Wünsche erfüllen können, streichelt man seinen Kopf.

2011/04/05 Stockholm, Gamla Stan - Eisenjunge/Järnpojke. Mit Schal?
2011/04/05 Stockholm, Gamla Stan – Eisenjunge/Järnpojke. Mit Schal?
Alternativ wird die Skulptur auch „Pojke som tittar på månen“ genannt, also „Junge der zum Mond schaut.“

Die ca. 20 – 25 cm große Skulptur wurde vom Künstler Liss Eriksson 1954 geschaffen und 1967 eingeweiht, es hat also nicht viel Zeit gebraucht, diesem Kunstwerk magische Kräfte nachzusagen. Auch ist es üblich, Geld zu seinen Füßen abzulegen, welches allabendlich eingesammelt wird und Bedürftigen zu Gute kommt. Wenn nun also 40 Menschen hier einmal anfassen möchten, und vielleicht noch drei, vier andere Touristengruppen als erste da waren, dann bekommt man ein zeitliches Problem. Allerdings ist die Lösung der ganzen Sache recht einfach und unter meinen Kollegen schon diskutiert – wir gehen einfach mit ihnen in die Deutsche Kirche und lassen den Eisenjungen einfach weg. Wehe, die Kirche hat einen ihrer Schließtage, dann gilt es zu improvisieren. Dasselbe gilt dann auch beim Aufsuchen der Mårten Trotzigs gränd:

2011/04/05 Stockholm, Gamla Stan - Mårten Trotzigs gränd von Prästgatan aus.
2011/04/05 Stockholm, Gamla Stan – Mårten Trotzigs gränd von Prästgatan aus.

Ich denke, eine normale Fantasie sollte ausreichen, um sich vorstellen zu können, daß alle ein Bild von dieser nur 90 cm breiten Gasse machen wollen (Asche auf mein Haupt, ich tat es ja auch), gar möchte man durch diese hindurchschreiten? Das macht sie bei 40 oder 50 Teilnehmern natürlich ganz schlecht, weil man keine Zeit hat und im Sommer natürlich eine solche leere Gasse ein unerreichbarer Traum ist. Da hilft wahrscheinlich nur der Hinweis an die Teilnehmer, daß man sicherlich auf das richtige Motiv warten könnte, vielleicht sogar einzeln durch diese Gasse wandeln würde, daß jedoch das Abendessen auf dem Kreuzfahrtschiff dann sicherlich im Eimer wäre, das Schiff nämlich nicht mehr am Pier weilte. Und dann ergäben sich Unannehmlichkeiten der höheren Art, schließlich wird es schwierig, dem Dampfer mit einem Taxi auf der Ostsee zu folgen … Man hat also seine kleinen Mittelchen, um gewisse Betrachtungs- und Bewunderungsvorgänge zu beschleunigen, ich denke, es kommt einfach auf einen effizienten Einsatz dieser an. Was dann heißen soll: freundlich aber bestimmt! Ich werde, so es denn Zeit ist oder war, berichten.