Skitbra – nicht mehr und nicht weniger!

Ja, wer sich vielleicht noch >>> daran erinnern kann, dem sei nunmehr mitgeteilt: bestanden. Zu meiner Verwunderung. Und Überraschung. Denn heute war, dies war mir unbekannt, der Tag der Wahrheit, die hemtentorna, also die sog. Zu-Hause-Prüfungen, gab es zurück. Ich selber rechnete eher mit einem evtl. ganz knapp bestanden bzw. mit einer Zusatzaufgabe. Und so war ich auch nicht wirklich motiviert, das Ding, die tentan,  entgegen zu nehmen.

Aber wider besseren Wissens kann ich, sicherlich nicht ganz unstolz, mitteilen, daß ich mit Bravour bestanden habe. Ganz ohne fachliche Mängel oder Fehler in der Form (nun gut, das sollte nach etlichen Studienjahren auch mehr oder weniger drin sein), der Inhalt war einfach so, wie es verlangt war. Sicher, Frau Prof mußte irgendwas anmerken, und so meinte sie: „Renke, språket blir bättre, låt någon läsa igenom din text och ‚palla‘ språkfelen.“ – was dann nichts anderes heißt, als daß ich doch einfach mal einen Schweden durch meinen Text gehen lassen soll, um die Sprachfehler zu vermeiden, daß aber auf der anderen Seite meine Sprache besser und besser wird. Ich hätte diesen Ratschlag auch befolgt, da aber an jenem Abgabetag die Deadline bei exakt 24.00 Uhr lag, und ich bis kurz vor Mitternacht eben daran geschrieben habe, war es schlechterdings unmöglich, dies auszuführen. Das nächste mal dann! Versprochen. Der Vollständigkeit halber will ich anmerken, daß die Themen der Arbeit mir rein gar nicht lagen, sollte ich doch das Verhalten meiner Schüler auf der Svärdsjöskolan durch die unterschiedlichen Lerntheorien (Piaget, Skinner, Vygotskij u.a.) reflektieren, was mir, da ich Theorien hasse, doch äußerst schwer fiel. Das ging anscheinend aber nicht nur mir so, denn ungefähr die Hälfte des Kurses ist nicht so einfach davon gekommen, bei vielen steht eine Zusatzaufgabe auf dem Plan. Puh, die habe ich umschifft. Summa summarum finde ich das nun scheißegut, denn damit ist ein Kapitel mehr abgehakt, auch wenn die kommenden nicht unbedingt besser aussehen, aber morgen geht es erstmal wieder nach Svärdsjö, und dann sehen wir weiter.

Dann habe ich, oh Wunder, meine Steuererklärung gemacht, in einer Minute, und festgestellt, daß ich ganze 268 SEK vom Staat zurück bekommen werde, was mich nun nicht reich macht, nicht mal ein Flugticket ist drin, auf der anderen Seite jedoch Raum für ein oder zwei Erdinger läßt, die ich, meiner Ansicht nach, schwer erschuftet habe und dann wohl demnächst aus dem Systembolaget rausholen kann.

Weil wir schon beim Thema Alkohol sind, so langsam aber sicher geht mir das Verständnis über Schwedens Politik hierüber völlig flöten. So hat ein Kaffee in Faluns Innenstadt ein Ausschankverbot erteilt bekommen, eine Begründung hierfür gibt seitens der Kommune nicht. Darüber hinaus wurde im Lichte der Svenksa Skidspelen öffentlich darüber diskutiert, daß das gemeine Volk keinen Ausschank von Alkohol auf dem Veranstaltungsgelände erfahren solle, für seine VIP-Gäste hingegen hielt man Sekt und Bier bereit. Und nun steht Anfang Juni das alljährliche FaluKalaset (Stadtfest über vier/fünf Tage, mit Musike, und Rummel usw.) an, und man diskutiert und streitet sich nun darüber, ob es ein Bierzelt geben darf oder nicht. Also für das gemeine Volk. Die VIPs werden auch auf diesem Event damit versorgt. Was mich an der ganzen Sache den Kopf schütteln läßt, ist die Zwei-Klassen-Gesellschaft, die es offensichtlich in Bezug auf Alkohol in der Öffentlichkeit gibt. Als normaler Mensch darf man sich demnach öffentlich nicht besaufen, Sponsoren und Künstler aber schon. Und dies, obschon doch in der schwedischen Gesellschaft eine Maxime ist, daß keiner über dem anderen steht. Sicher, man will, und dies ist zu loben, verhindern, daß Jugendliche (vor allem unter 16 Jahren) besoffen und berauscht durch die Innenstadt wanken, wie bisher alljährlich geschehen. Allerdings sehe ich hier den Staat und die Organisatoren mehr in der Kontrollpflicht als in der eines Verbotes im Generellen. Denn auf der anderen Seite unterstellt man per se allen Biertrinkern, sie würden nicht einschätzen können, wann die Schlußlinie, die eigene, erreicht sei. Ich habe mich im Grundsätzlichen von deutschen Verhältnissen (zumindest hier in Falun) verabschiedet, einen Biergarten sucht man vergebens, ein Bier mitten in der Woche zu trinken, ist verpönt. Daß die Schweden allerdings dann am Wochenende die Sau wie blöde raus lassen, und, ich kenne es leider nicht anders, eigentlich fast jeder in den Diskotheken schwer berauscht ist, das sieht dann keiner, dies ist nicht verpönt und wird auch nicht reglementiert. Ich weiß nicht, ich weiß nicht, diese schwedische Doppelmoral werde ich wohl nie lernen, akzeptieren und verstehen. Auf der einen Seite tut Schweden wirklich mehr, um die Jugendlichen vor sich selbst zu schützen, aber auf der anderen Seite ist das kollektive Berauschtsein mit allen widerwärtigen Konsequenzen kein gesellschaftliches Tabu. Denn wieso, das wundert mich doch, darf und muß ein VIP seinen Alkohol haben, wenn dem restlichen Volk der Grundgedanke aufgedonnert wird, daß man auch ohne Alkohol feiern kann?

Aber genug des Ganzen, wir werden sehen, ob nun ein Bierzelt kommt, oder eben nicht. Ansonsten kann ich noch berichten, daß die Ameisen langsam aber sicher Höhenfluge kriegen, im wahrsten Sinne des Wortes. Bisher war mein Kaffee ganz oben im Regal eigentlich immer sicher, der Schwerpunkt und die Betonung liegen auf war. Heute habe ich nämlich zwei erwischt, als sie sich gerade an der Verpackung entlanghangelten und einen Einlaß suchten. Seltsam, was die wohl mit Kaffee wollen? Und dann frage ich mich, was eine meiner Pflanzen mit mir vorhat. Nun habe ich erst neuerlich auf Geheiß meiner Schwester einen Ableger, den sie mir entgegenwuchs, abgenommen und ins Wasser gepackt, nun kommt die mir mit dem nächsten! Und ich frage mich, was das gut einen Monat vor meiner Abreise gen Deutschland soll? Hätte sie das nicht danach machen können? So ein Ableger muß doch gehgt und gepflegt werden, doch aber nicht, wenn ich nicht da bin! Man sieht, Probleme habe ich hier, das gibt es alles nicht. Da muß ich mir wohl oder übel noch irgendwas einfallen lassen. Ich muß sowieso schauen, wie ich das mit der Bewässerung geregelt bekomme, die Pflege durch meinen Nachbarn im letzten Sommer folgte beinah der Suizid aller Pflanzen, Wochen und gutes Zureden brauchte es, bis alle halbwegs über den Berg waren und einsahen, daß es weitergehen muß.

Wie auch immer, ich werde nun den Tag zum Nichtstun nutzen, mir ist danach. Wetter ist eh nicht besonders erwähnenswert, also werde ich mal in meinem Bücherregal nach ein bißchen Literatur suchen, die mich heute interessieren könnte. In diesem Sinne, vi ses!

2 Gedanken zu „Skitbra – nicht mehr und nicht weniger!“

  1. Öh, aber dafür scheint mir mein Deutsch immer mehr abhanden zu kommen 🙂 Da machen wir dann eine Komplementierungsaufgabe daraus.

    So, die Pflanzen, ich traue den Einheimischen hier nicht, ich kann die Pflanzen doch nicht einfach hier raus stellen. Und der Farn, der mag ja nun die Sonne gar nicht so gut leiden. Mal gucken. Notfalls lege ich ne Leitung vom Bad aus :mrgreen: Dann sollen sie auf Selbstversorgung machen!

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  2. Glückwunsch!! 😀

    So ganz ohne Komplemetierungsaufgabe, Respekt! Und das trotz Skinner, Piaget et al. 😆

    Kannst Du die Pflanzen im Sommer nicht einfach draußen lassen? Sonne und Nässe kriegen sie doch dann abwechselnd 🙂

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