Ein schwedisches Wort – nr. 36

(en) ö

Ja, aus gegebenem Anlaß gibt es mal wieder ein schwedisches Wort, auch wenn ich eigentlich momentan recht frei von Schwedisch bin, es sei denn, was hin und wieder passiert, ich kann schwedischen Berlinbesuchern beim Auffinden von Straßen weiterhelfen. Dennoch benutze ich, wie man sicher schon festgestellt hat in einigen Kommentaren, immer ein Ö, aber ein deutsches ist es nicht, nein, es ist ein schwedisches Ö. Und es ist wohl das kürzeste Wort, das mir bisher in meinem Leben untergekommen ist. Und nun trifft es sich auch noch, daß jenes Ö ein Reiseziel von mir ist, zu welchem ich mich am Mittwoch hinbegeben werde. Von Berlin HBF um 8.22 Uhr ab, mit einem IC, dessen Endstation auch was mit einer Ö zu tun hat, aber nicht mit der, die ich aufsuche. Bedauerlich nur, daß der IC zwanzig Minuten sinnlos in Hamburg rumsteht, was aber nichts zur Sache tut. In Niebüll wird dann ein Umstieg notwendig, um in wahnsinniger Geschwindigkeit nach Dagebüll zu rasen, es wird aber kein ICE sein. Dort werde ich dann ein entsprechendes Wasserfahrzeug besteigen, um dann letzten Endes die Ö irgendwie zu erreichen. Und dann ist erst mal Schluß mit Autos und Blaulichtern, singenden Biermeilenbesuchern, Verkehrsbehinderungen und Hitzewallungen in der kälteresistenten Platte. Genau. Außerdem kein Blog, kein Handy, NICHTS. Also auch hier, wie beim Renke, Auszeit. Nun, ich denke, ein jeder sollte nun verstanden haben, was eine Ö bedeuten könnte? Ach, und wenn ich den bestimmten Artikel benutze, verlängert sich die Ö zur Ön – jättespännande, nicht wahr? Und spräche ich nun von mehreren, aber unbestimmt, dann sind es schon Öar, und wenn ich nun ganz viele bestimmte meine, verwandeln sie sich zu Öarna. Verwirrt? Macht nichts – rein gar nicht, denn normalerweise steht hier ja immer nur was von einer Ö. Und dann meint der Renke ganz einfach:

eine Insel

So sage ich in diesem Sinne schon mal auf Wiedersehen, Berichte und Fotos gibt es dann nicht vor nächsten Dienstag, über die Ö. Und wer nun nicht weiß auf welcher Ö Renke sich befindet, dem gebe ich eine kleine Hilfe:

Det finns tre öar där och jag stannar varken på den största eller på den minsta!

Ein schwedisches Wort – nr. 35

(tysk) öl

Was dies wohl nur sein kann??? Schwer ist es nicht, also dieses Wort, allerdings treibt es mich langsam in den Wahnsinn. Wieso? Weil zwei, drei Pappnasen (ich meine das pädagogisch liebevoll) in meinen Klassen nämlich regelmäßig mit Inbrunst darüber diskutieren und mir damit mehr oder weniger den Unterricht zerschießen. Sicherlich, bedeutsam ist es, also für die deutsche Kultur, hochgelobt in aller Welt, es sei nicht anders hier in Schweden, und wird meist noch vor Bratwurst mit Sauerkraut, BMW und Mercedes genannt, fragt man nach deutschen Errungenschaften. Und ja, ich pflichte immer brav und folgsam meinen zwei, drei Schülern bei, daß eben nur dieses, also das deutsche, so richtig schmeckt, daß man aber auf der anderen Seite um Gottes Willen den Genuß nicht übertreiben soll, schon gar nicht in ihrem Alter. Und dann hoffe ich mit Inbrunst, das Thema wäre erledigt. Mitnichten, wie ich gestern und heute wieder zur Kenntnis nehmen konnte, und es startete so harmlos, also gestern; was eigentlich Supermarkt auf Englisch hieße. Fatal, denn schlußendlich landete man dann beim LIDL, und dann, endlich wieder, beim tysk öl. Zum Schluß, aber immerhin noch auf Englisch, diskutierten wir dann über die Markennamen und kamen alle zusammen zur Einschätzung, daß dieses tysk öl doch wirklich besser sei als eben das aus Schweden. Schweißperlen treibt es mir inzwischen auf die Stirn, mir reicht schon der Anblick meiner Pappnasen, und ich kriege es mit einer gewissen Angst zu tun, sehe ich mich doch schon wieder im Klassenraum und über

deutsches Bier

diskutieren. Dennoch, wer also in Schweden ist, und seinen Stolz über deutsches Bier zum Ausdruck bringen möchte, so tue er das doch, singend in den Straßen, mit Leidenschaft im LIDL, stocknüchtern im Hotel. Es kann nicht schaden, man wird nicht lachen, solange die Contenance gehalten wird. Skål!

Ein schwedisches Wort – nr. 34

skitbra – scheißegut

Also im Moment kriege ich das Wort um die Ohren gehauen wie das guten Morgen in der Früh oder das Tschüs beim Verlassen der Küche. Fragt man, wie das Wetter ist – det är skitbra. Will man wissen, wie der Abend im Kåren war – den var skitbra. Nachdem neuerlich meine Ausbildungslehrerin die Klasse nach einer Präsentation meinerseits fragte, wie sie diese gefunden habe, antwortete man geschlossen im Kollektiv – den var skitbra. Selbst das Abendessen ist inzwischen scheißegut.

Nun habe ich überlegt, wie das in Deutschland ist, mit dem Wort scheißegut, kann mich aber nicht entsinnen, dieses selber in den vergangen Monaten angewendet zu haben noch wurde dies in meiner Umgebung gebraucht. Eine Diskussion mit der Barbara in der Huvustan erbrachte, daß sie doch tatsächlich von einem Schweden gefragt wurde, ob man im Restaurant sagen könnte, das Essen sei scheißegut gewesen. Wir einigen uns darauf, daß dies leicht unangemessen wirken könnte.

Wer nun aber, also quasi ab jetzt, sei er denn mal in Schweden, das Bedürfnis hat, der Welt mitzuteilen, daß alles wirklich scheißegut sei, der tue sich doch bitte keinen Zwang an und lasse dem Wort auf Schwedisch, also skitbra, freien Lauf, mit Inbrunst und Nachdruck, er sollte nirgendwo anecken.

Ein schwedisches Wort – nr. 33

(en) förkylning – (eine) Erkältung

Wer also in seinem lang ersehnten Schwedenurlaub damit konfrontiert ist, daß seine Nase von dannen läuft, der Hals sich wie Sandpapier anfühlt und der Kopf sich in die Luft zu sprengen droht, der gehe doch bitte einfach in eine Apotheke und sage das Schlüsselwort (ungefähr förchylning ausgesprochen), et voilà, wie in Deutschland wird er dann allerlei Mittelchen angeboten bekommen, welche die Leiden beenden sollen. Ich hingegen mache das ganz anders, da ich erstens schon Schwedisch kann und zweitens, was eigentlich viel besser ist, ich bestimmt gar nichts mehr sagen muß, beträte ich derzeit eine Apotheke – meine Nase ist derart rot, sie könnte wohl am Flughafen Arlanda eine Signallampe für den Anflug spielen. Aber man soll ja für alles gewappnet sein, und wenn es dann eben für eine blöde und fiese Erkältung ist. Gesundheit!