Etwas mehr Schlaf.

Der wäre so an sich, also dem Grunde nach, nicht schlecht. Allerdings kann ich mit Fug und Recht feststellen und mitteilen: Die Verwaltung der Zeit meinerseits ist ausbaufähig. So werden es nur zwei Stunden, also Schlaf, bevor es dann in die Lüfte gen Berlin geht, weg aus dem Regen und dem grauen Schnee. Richtig gelesen, er liegt hier noch, der Schnee, der Wetterdienst droht schon mit neuem, allerdings hat er seine Farbe verloren, dümpeln wir im Moment doch etwas über null Grad herum. Weiße Ostern sei an dieser Stelle allen gegönnt, aber nicht mit mir!

In diesem Sinne, nach Diktat schlafend bis verreist – es sei allen Lesern gewünscht, daß Ostern zum Ausspannen und Abschalten  genutzt werden kann.

Auf Schritt und Tritt.

In Deutschland wird ja in Bezug auf die Einführung des Google-Dienstes >>> Street View noch heftig >>> diskutiert und >>> gestritten, in Schweden allerdings scheint der Dienst mehr oder weniger heimlich still und leise Einzug gehalten zu haben. Denn besuchte ich neuerlich einmal mehr das hiesige >>> Google-Maps, welches ich zugegeben schon des öfteren hier angewandt habe, um zu entdecken, daß neben unserer Hauptstadt Stockholm auch das relativ kleine Falun Eingang in Googles totale Ablichtung von ganzen Regionen gefunden hat. Die Überraschung meinerseits war zwar nicht ausufernd groß, allerdings war sie latent vorhanden. Geht man davon aus, daß in Deutschland Googles Projekt bisher nur in den Medien als riesiges Schreckgespenst existiert, kann ich für Schweden konstatieren, kaum eine öffentliche Diskussion über den virtuellen Stadtplan mit Besuchsfunktion gefunden zu haben. Daher konnte man, wenn man sich auf die Medien verließ, nicht damit rechnen, in den lokalen Nachrichten Wind davon zu bekommen, daß Google Street View nun auch für den heimischen Garten verfügbar wäre. Wahrscheinlich liegt dies aber in der schwedischen Grundeinstellung der Gesellschaft, daß ein jeder fast alles über den anderen herausbekommen kann, ich nenne an dieser Stelle nur einmal als Beispiel das Gehalt. Möchte ich wissen, was mein Nachbar im Jahr verdient und an Steuern bezahlt, so sind nur wenige Klicks im Internet notwendig, um ganz legal an diese Informationen zu gelangen. Daher sind die Schweden offensichtlich auch nicht bestürzt darüber, daß man ihnen unverblümt in den heimischen Garten schauen kann, Onlineverfolgung auf Schritt und Tritt eben.

Ich selbst stehe dem, zwar schon reichlich aber noch nicht vollkommen „försvenskat“, natürlich nicht unkritisch gegenüber, auch wenn ich manch dramatische Auswüchse in Deutschland nicht ganz verstehen kann. Es wirkt schon komisch, schreit einer, der sein Leben in Blogs, Foren und bei sozialen Netzen wie Facebook zur Gänze ausbreitet, plötzlich nach Datenschutz, wenn das Google-Auto mit der Kamera auf dem Dach bei ihm vorbeifährt.

Ich glaube, viel umfangreicher will ich das Ganze nicht kommentieren, zumindest nicht hinsichtlich der Diskussionen. Wer nun dennoch einen kleinen Blick auf Falun wagen will, dem seien ein paar Bilder von Google Street View hier vorgestellt, wobei anzumerken sei, daß Google es kaum geschafft hat, die besten Seiten von Falun zu zeigen. Das liegt einerseits daran, daß man nur die Hauptstraßen abgefahren und fotografiert hat, andererseits müssen die Bilder im Frühling entstanden sein, die Natur schwächelt nämlich arg auf den Bildern. Aber von sowas soll man sich ja nicht abhalten lassen, es kommen sicher bessere Zeiten. Den virtuellen Stadtrundgang kann man trotzdem wagen, man möge einfach ein bißchen mit der Maus im Bilde herumspielen … es sollte das Vorwärtskommmen erleichtern. Ärgerlich allerdings ist, wie ich in einem Selbsttest soeben zur Kenntnis nehmen durfte, daß Opera offenbar leichte Probleme hat, eine korrekte Darstellung der Google-Einbettung vorzunehmen, mit Firefox funktioniert es aber reibungslos, der Internet-Explorer verweigert hier und da seine Mitarbeit. Schöne neue Medien-Welt!


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Falun – Lugnet. Mit Blick auf das Scandic-Hotel, dahinter die Högskolan und natürlich die Schanze von Falun.


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Falun – Bojsenburg. Sichert das Überleben der meisten Studenten hier und sieht doch ganz vertraut aus …


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Falun – Britsarvet. Das alles geliebte Wohnheim „Britsen“.


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Falun – Centrum. Schön ist natürlich was anderes, aber Schandflecken sollen ja auch in anderen Städten vorkommen …

(Massen-) Verkehrsmittel in Falun.

Es ist doch recht drollig zu lesen, was Architekten so alles in und mit Falun vorhaben, vor allem in Hinblick auf den öffentlichen Personennahverkehr. Im Moment kommt unser kleines Städtchen, das (aber sehr) knapp 37.000 Menschen ein Zuhause bietet, mit einem Bahnhof aus, der zwei durchgehende Hauptgleise hat. Zudem besitzen wir, dies erstaunt meine Gäste immer wieder, ein Busnetz, das hauptsächlich von vier Hauptlinien gesponnen wird. Zwei von diesen Linien sind, ich nenne das einfach mal so, im Berufsverkehr im 15 Minutentakt unterwegs, und ja, die Hütte könnte dann voll sein. Am Wochenende allerdings sieht es schon recht düster aus, am Samstag kommt man eventuell noch zwei mal in der Stunde öffentlich vorwärts, am Sonntag bedeutet ein zu spätes Erreichen der Haltestelle eine Stunde Wartezeit. Darüber hinaus gibt es noch Bedarfslinien, die unter Woche hier und da mal durch die Gegend gedüst werden, von einem rechten Takt sollte man aber nicht sprechen, schick sehen sie am Wochenende allenfalls auf den Fahrplänen aus.

Es sollte also angebracht sein, spricht man von einer Grundversorgung in Sachen ÖPNV, die freilich weit entfernt vom Massentransport in Großstädten wie Stockholm, Berlin oder Rom ist. Umso erstaunlicher ist nun der Vorschlag einiger Architekten, auf der einen Seite die Högskolan Dalarna von Lugnet ins Stadtzentrum zu holen, was natürlich nichts mit dem öffentlichen (Massen-)Transport zu tun hat, und auf der anderen Seite im Zuge dessen einfach mal eine Straßenbahn in Falun einzurichten. Richtig gelesen, eine Straßenbahn soll nach Vorstellungen dieser Architekten, auf Schwedisch nachzulesen bei >>> Dalarnas Tidningar, auf den Gleisen der ehemaligen Güterbahn Grycksbo – Falun (- Hosjö) entlangrauschen und die Massen von einem Dorf durch die Stadt ins andere befördern.


Visa Straßenbahn Grycksbo – Falun – Hosjö på en större karta

Das wäre, wenn der Vergleich gestattet ist, also ungefähr so, als flöge man zwischen Erkner und Velten halbstündlich mit dem Airbus A380 hin und her, natürlich mit Zwischenstop in Oranienburg.

Nun denn, früge man mich, was die Architekten wohl kaum tun werden, plädierte ich, wenn wir schon ein Massenverkehrsmittel brauchen, dafür, bei Siemens und Bombardier anzufragen, ob nicht auch ein ICE in Falun durch die Gassen gejagt werden könnte. Daß die Züge winterfest sind und auf Faluner Gleisen nicht ihre Radreifen verlieren, setzte man natürlich voraus, auf dem Testgelände Deutsche Bahn AG haben sich ja klitzekleine Mängel dahingehend eingestellt, bei der dritten Generation der ICEs, die hier sicher zu einem Zusammenbruch des ÖPNVs führen würden.

Trefflich sollte nun ein altes Sprichwort sein: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Allerdings scheint es dafür keine Übersetzung ins Schwedische zu geben. Eine Straßenbahn in Falun wäre einfach nur ein kleines bißchen Größenwahn mehr, reihte sich dann aber anstandslos hinter die >>> neun Schanzen ein, die Falun, soweit ist der Entscheidungsprozeß schon (wenn nicht ein Bürgerbegehren noch einschreiten kann), bald sein Eigen nennen darf.

Ob ich das noch erleben werde?