Und schon war er wieder vorbei. Der inzwischen vierte Föhr-Marathon auf der gleichnamigen Insel in der Nordsee, wobei die Erklärung, wo Föhr nun eigentlich liegen würde, im Klassenzimmer immer noch für Verwirrung sorgt. Gibt es also doch Inseln in Deutschland! Gewiß, und nicht nur eine.
Was macht Renke?
[Stockholmer] Telegramm 20
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Nein, Schweden steht noch. Und trotz einer partiellen Sonnenfinsternis (was auf Schwedisch partiell solförmörkelse heißt, habe ich zumindest gelernt) ging auch bei uns das Leben weiter. Zwar waren meine Schüler im Fach Deutsch der Klasse sieben gestern der Meinung, alle 5 Minuten zum Fenster huschen zu müssen (während wir „Türkisch für Anfänger“ guckten), allerdings bin ich diesmal über meinen eigenen Schatten gesprungen und habe angesichts der historischen Bedeutung für die Schüler Gnade walten lassen. Ich erinnerte mich an meine eigene, erste richtige Sonnenfinsternis 1999 und beschloß, den Schülern dieses Erlebnis partiell zu Gute kommen zu lassen. Viel Glück hatten wir leider aber alle nicht, weder der Herr Lehrer noch die Schüler, dicke Wolken ließen ein ungetrübtes Erlebnis einfach nicht zu. Dennoch war ein schemenhaftes Bild durch die Wolken erkennbar, und eine Stunde später als in Berlin war zumindest die rechte Hälfte der Sonne, leicht nach unten geneigt, bedeckt. Und immerhin: die Schüler sind nach einer Stunde Unterricht aus dem Klassenzimmer hinaus und haben das Wort „Sonnenfinsternis“ fröhlich vor sich hergeträllert. Was irgendwie auf mich zurückfiel. Wie immer.
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Nach fast schon sommerlichen Temperaturen ist der Winter zurück, eventuell auch nur partiell. Ich kann das nicht beurteilen, der Wetterdienst ist sich noch nicht einig, ob der heute Nacht gefallene Schnee uns weiterhin beehren soll oder gänzlich wieder verschwindet. Ich nehme an, daß meine Kollegen in der Schule mich am Montag dafür verantwortlich machen. Schließlich hatte ich sie ja vorgewarnt: Der Winter ist nicht vorbei!
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Ich habe vor zwei Wochen einen Kulturschock erlitten, als ich nichts ahnend auf den Webseiten des staatlichen Fernsehens nach einer Dokumentation suchte. Ich fand auch etwas zum Angucken, war aber geneigt, augenblicklich meine Koffer zu packen und gen Deutschland zu ziehen. Denn in Schweden liefen die Vorentscheidungen zum diesjährigen Eurovision Song Contest, und das wird in Schweden ja bekanntlich hysterisch-frenetisch begangen. Ich weiß gar nicht, wie viele Entscheidungssendungen und Zweite-Chance-Shows es gibt, aber daß ein Beitrag mit der Botschaft „Wir machen ein Groupie“ (und nicht ein Selfie, wie man auf Neudeutsch für ein selbst aufgenommenes Foto sagt) eventuell nach Wien weiterbefördert werden könnte, hat mir dann doch die Schuhe ausgezogen:
Irgendwie erinnerte mich der ganze Auftritt an Zlatko. Egal, der Beitrag ist Gott sei Dank im Finale am letzten Wochenende gnadenlos untergegangen und hatte keinerlei Chancen, Wien auch nur nahe zu kommen. Ich gebe an dieser Stelle zu, daß ich das Finale zumindest im Internet mitverfolgt habe. Und Schweden hat nun einen Beitrag, der für Frieden in den Schlagerdiskotheken des Landes sorgen sollte, auch wenn die Kritiken nicht abreißen, Teile wären abgeschrieben bzw. einem anderen international bekannten Song verdammt ähnlich. Aber das kann man dann ja notfalls den Anwälten überlassen! Wodurch sich allerdings das schwedische Staatsfernsehen hervorgetan hat, und dies wurde auch in Deutschland thematisiert, ist die Tatsache, daß die Finalsendung live in Gebärdensprache übersetzt wurde, und das nicht nur im Internetstream sondern auch auf dem Sender SVT24, dem Nachrichtensender des staatlichen Fernsehens. Tommy Krångh und sein gesamtes Team wurden in Schweden für ihren Einsatz während der Sendung hoch gelobt und waren tagelang Thema in den schwedischen Medien. Ein kleiner Eindruck gefällig? Das Siegerlied Schwedens mit Gebärdensprache:
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Es steht in Kürze wieder ein Ausflug gen Norddeutschland an! Der >>> 4. Föhr-Marathon hat am nächsten Wochenende einen großen Platz in meinem Kalender. Ich hoffe nur inständig, daß das Wetter mitspielt: ohne Winter, aber mit ein bißchen Wind. Im Moment sieht es nach Sonne und blauem Himmel aus. Und ausnahmsweise nehme ich mir einen Tag frei, was die Schüler mit Applaus zur Kenntnis genommen haben. Ich mußte mir in den letzten Wochen oft anhören: „Renke, wann wirst Du endlich mal krank? Wir hatten noch nie eine Freistunde in Deutsch!“
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Wir warten also auf den Frühling!
Schnee an, Schnee aus
resp.
[Stockholmer] Telegramm 19
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Der Winter ist in den nördlichen Gefilden völlig aus dem Ruder gelaufen. Hatten wir direkt nach meiner Ankunft aus Mexiko fast frühlingshafte Temperaturen, wurde es in der Mitte des Januars richtig kalt, bedauerlicherweise ohne Schnee. Dies änderte sich Anfang Februar schlagartig, ein Schneesturm jagte den nächsten und hinterließ endlich Berge von Schnee; mit der einen oder anderen Nebenwirkung. So brach der Stockholmer Nahverkehr wieder zusammen, oh Wunder, eine Schneeflocke knallte auf den Boden. Und seit dem pendeln wir zwischen schneefreundlichen und schneefeindlichen Celsiusgraden. Entweder kämpft man sich durch Schneeberge über den Fußgängerweg oder man watet wortwörtlich durch den Zebrastreifen, da die ganze weiße Pracht nur mit Unterbrechungen zu bleiben wünscht. Und nun? Mitten im tiefsten Winter sendet die Sonne ihren Todesstoß gen Boden, vier Grad über null, Helligkeit. Frühling?
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Ich mußte Anfang der Woche in einen neuen Teil der Schule in Märsta umziehen. Um dann festzustellen: kein Internet. Irgendeiner in der Kommune hatte sich vor der Renovierung dieses Schulteils dafür entschieden, das Internetkabel zu kappen. Was an sich ja eigentlich keine große Affäre wäre, allerdings sind wir eine sog. En-till-en-skola. Und das meint eigentlich nur, daß alle Schüler einen tragbaren Computer haben und die Lehrer die neue Informationstechnologie in den Unterricht einbauen sollen. „Treudoof“ habe ich meinen Unterricht für die nächsten Wochen auf diese Art und Weise geplant, berechneter Wiederanschluß an das Internet: vielleicht im August. Könnte aber auch Oktober werden. Adieu, geliebte Unterrichtsplanung, und zurück zu den Büchern. Zu dieser Situation fiel mir natürlich gleich ein passender Vergleich ein: Als würde ein Pilot während des Startlaufes auf der Landebahn kurz vor dem Abheben die Motoren abstellen …
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Ich haben den letzten Ausflug Ende Januar/Anfang Februar gen Berlin für kreative Unterstützung genutzt, meine Schwester traut sich nun endlich mit ihrem Talent auch in das weltweite Netz. Zeit wurde es, und nun darf man kräftig die Daumen drücken. Eine kleine Probe gefällig?
Mehr davon auf ihrer Webseite >>> VenB.de
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Die Winterferien rücken in greifbare Nähe … Durchhalten!
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Ich will auf die Ö!