Jag är så jävla hypad!!!*

* Völlig aus dem Häuschen!

Erklärung. Folgt!

Man sitzt nichts ahnend am Flughafen. Wie immer. Man erwartet nur die Verspätungsmeldung.
Und guckt. Die Emails. Zwanzig mal? Vierzig mal? Wie oft unterbricht man den Tag für Emails?

Zu oft!

Und dann schneit es rein. Unerwartet. Spät. Freitag, nach 17 Uhr. Die machen wohl Überstunden.

UND. Endlich. Diese Woche war einfach nur … anstrengend. Grenze. Vielleicht. Drüber. Davor. Egal!

leg

 

Dieses Dokument bedeutet Freiheit! Und Renke! Völlig aus dem Häuschen!

Endlich. In Schweden kriegen Ärzte eine Legitimation. Und Lehrer. Leider kriegen wir nicht das gleiche Gehalt.

Ich weiß im Moment nicht, wie ich die Wichtigkeit erklären soll, könnte, muss? Sollte es reichen, wenn ich sagte, ein Bier wäre angebracht?

Malin, tack för din hjälp! Och din kompetens! Stor kram.
Mohammed, tack för att du lyssnade. Och pushade mig!

Ekilla-gänget: Danke und Punkt! Ses på tåget (VIKTIGT! Tacksam!)

Genug Schwedisch! Kann jemand den Rest übersetzen??? Bitte? Völlig aus dem Häuschen!?!

Behörighetsförteckning

Die Segel streichen …

… oder Augen zu und durch?

Wieso gibt es eigentlich nicht den ultimativen Guide? Durchs Leben? Für alles? Und nichts?

Wieso sitze ich abends um halb elf vor dem PC und überlege, ob ich kündigen will?

Wieso darf ich nicht das in die Welt posaunen, was mir eben in den Sinn kommt?

Wieso funktioniert meine Schule nicht?

Wieso gibt es eigentlich ein (pädagogisches) Pflichtgefühl?

Wieso habe ich keine Lust mehr?

Wieso muss ich diesen ganzen Mist mit mir selbst abmachen?

Weil die Summe aller meiner Fragen das Leben ist?

Weil ich eigentlich völlig verwirrt bin.

Weil zehn Jahre Schweden eben doch nicht genug sind.

Weil ich an meine Schüler denke.

Weil ich Panik bekomme.

Weil es mir nicht gutgeht.

Und morgen?

[zahnärztliche] Erleichterung!

Man kann den Tag heute so zusammenfassen:

a) Eine Erkältung, viel zu früh für die Saison, sprengt die Nasennebenhöhlen.

b) Nach fünf Unterrichtsstunden, einer Schlägerei in der Schule samt Konferenz mit einem Kollegen pocht es links und rechts der Nase. Mitunter scheint es, das Hirn möchte fliehen, die Behausung reicht einfach nicht. Der Anblick unserer Baracken, die in der Nacht vom Samstag zum Sonntag einer kleinen exothermen Reaktion >>> zum Opfer fielen, hilft erstaunlicherweise nicht.

c) Ich liege um achtzehn Uhr im Zahnarztstuhl. Die Belüftung, also dieser Ministaubsauger, der alles ab- und ausschlürft und gleichzeitig trocken bläst, macht es unmöglich, den Schmerz zu lokalisieren: Nebenhöhlen oder Kälte-Blas-den-Zahn-an-Schmerz. Ich finde das verwirrend.

d) Meine Zahnärztin teilt mir mit: Renke, wir haben es geschafft! 15.000 kr (es handelt sich um den geringen Betrag von 1.500 €) sind gerissen! Bis Mai gibt es alles für die Hälfte. Auf Grund dessen sieht man den Renke taumelnd, sicher vor Freude, aus der Praxis schleichen.

e) Ich freue mich auf meine Zahnärztin. An einem Dienstag. Im Oktober. Nach zehn Stunden Schule. FÜR DIE HÄLFTE! Mit Nebenhöhlen. Und einem Lächeln.

Gute Nacht!

[Berliner] Telegramm Nr. 3

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Eigentlich sollte man froh sein an dieser Stelle. Das Schuljahr ist abgeschlossen, ich habe sie alle durchgebracht. Nicht durch Nettigkeiten. Niemals. Harte Arbeit. Und ich habe ab sofort eine feste Stelle. Nicht schlecht bezahlt.

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Das Feedback meiner Schüler: „Renke! Wie immer. Ein bißchen durchgeknallt. Zweimal im Jahr launisch. Aber: Drei Jahre Deutsch, das letzte mit Dir. Und richtig weitergekommen nur in den letzten 12 Monaten.“
Man dankt.

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Unschön und am letzten Tag für richtig Verwirrung gesorgt: Eine Kollegin an meiner Schule wurde „gegangen“. Der Chef für die Grundschulen hat das Knall auf Fall beschlossen. Die Gründe sind undurchsichtig, nach meiner Meinung sogar nur vorgeschoben. Aber genaueres weiß man nicht. Dennoch, meinerseits wieder die Einsicht: Schwedische Gewerkschaften, so es denn nicht gleich die der Piloten oder Flugbegleiter sind, haben keine Zähne. Man könne nichts machen. Auch wenn die Umstände dubios sind. Man könne vielleicht die Abfindung noch etwas besser gestalten. Für das Kollegium scheint dieses Ereignis einen Bruch herbeizuführen. Das Personalfest am Abend des letzten Tages habe ich mir gespart. Mein Hirn war an dem Tag auf Grund einer hartnäckigen Erkältung eh schon ausgelaugt, das Konzept „Friede, Freude, Eierkuchen“ hätte nicht gewirkt. Zudem muß ich mal wieder das Arbeitsteam wechseln, was recht unschön ist, braucht man doch mindestens ein Jahr (nach meinen Erfahrungen), um in einem solchen Team richtig anzukommen.

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Das Berliner Wetter ist unschön und kann dem schwedischen in Sachen Bibbern und Auswringen der Klamotten durchaus Konkurrenz machen. Daher habe ich es mir auch nicht nehmen lassen, die ersten Tage in Berlin einfach nur faul auf der Couch zu liegen und apathisch den Fernseher anzustarren. Aber da passiert ja auch nicht viel. Obacht, Reklame ist immer noch spannend. Coral hat da einen Clip für Buntwäsche und Feines, als Mittel der Propagandaschlacht hüpfen Frauen vor und zurück und sind entzückt, wie leuchtend doch die Wäschestücke nach dem Waschgang mit jenem Produkt sind. Schade, tiefstes Mittelalter. Männer jagen im Wald das Wild und die Frauen waschen anschließend das Blut aus den Klamotten. (Das ließe sich übrigens auch bei Reklame für Spültabs, Geschirrspülmittel, Haushaltsreiniger, Fleckenentferner, … usw. fortsetzen.)

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Die Reisepläne für Rußland nehmen Gestalt an. Ich werde am dritten Juli zunächst von 8 – 16 Uhr meine erste Gruppe Touristen dieser Saison durch Stockholm führen, um 17 Uhr völlig planlos nach Hause rasen und den Anzug gegen eine Reisetasche austauschen, gegen Mitternacht in St. Petersburg zum Umsteigen aufschlagen und um halb vier Uhr morgens des nächsten Tages in Archangelsk eintreffen. Hier werde ich intravenös um Kaffee bitten und gegen neuen Uhr die Reise auf die >>> Solowezki-Inseln fortsetzen. Natürlich mit einer lokalen Fluggesellschaft. Ich befürchte im Moment das Schlimmste. Es böte sich also an, den Kaffee zusammen mit Valium intravenös einzunehmen. Aber was tut man nicht alles als Tourist.

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Und nein, ich habe den Feierlichkeiten zur Hochzeit von Prinz Carl Philip von Schweden nicht beigewohnt. Ganz im Gegenteil, ich habe mich in meiner Behausung eingeschlossen, die Jalousien runtergezogen und die Ohren auf Durchzug gestellt. Und ich war wohl nicht der Einzige, die schwedische Bevölkerung ist zu Teilen des Königshauses überdrüssig. Aber meine Einstellung ändert sich vielleicht, wenn ich dann voraussichtlich im Dezember den schwedischen Paß in meiner Hand halte … Wunder geschehen immer wieder!

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Ich habe Urlaub!